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Bedingungen für Lieferungen : Lawrow reist in die Türkei für Getreide-Deal

Der russische Außenminister Sergej Lawrow besucht am Mittwoch Ankara. Bild: AFP

Die Türkei sucht nach neuen Bezugsquellen für Getreide. Russland könnte helfen – knüpft die Lieferungen aber an Sanktionslockerungen.

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          Wenn der russische Außenminister Sergej Lawrow am Mittwoch Ankara besuche, werde der Transport ukrainischen Getreides eines der wichtigsten Themen sein, hat in Moskau Dmitrij Peskow gesagt, der Sprecher des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Peskow kommentierte damit Berichte türkischer Medien, denen zufolge die Türkei, Russland, die Ukraine und die Vereinten Nationen ein Treffen in Istanbul planten, bei dem es um den Abtransport von Getreide aus ukrainischen Häfen gehen solle. Türkische Medien berichteten, bei dem Besuch Lawrows solle ein Verschiffungsplan erstellt werden.

          Friedrich Schmidt
          Politischer Korrespondent für Russland und die GUS.

          Nach Angaben der Agentur Bloomberg liegt der Entwurf eines Abkommens vor. Demnach soll das Getreide aus einem wichtigen Schwarzmeerhafen verschifft werden. Gemeint ist offenbar Odessa. Laut Bloomberg fürchtet die Ukraine, Moskau könne den Plan, der türkische Hilfe bei einer Minenräumung und Geleitschutz für Getreideschiffe vorsehe, für einen Angriff auf die Stadt nutzen.

          Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte am Montag, die Türkei könne dabei vermitteln, die russische Blockade der Häfen zu beenden. „Wir sind bereit, das Getreide auszuführen, und wir brechen die Rhetorik Russlands, dass wir es angeblich nicht ausführen und eine Lebensmittelkrise provozierten wollten“, sagte Selenskyj. Doch brauche man einen „Sicherheitskorridor“. Die besten Garantien seien Waffen. „Wir arbeiten daran und werden Antischiffssysteme erhalten.“

          Die Türkei ist aufgrund der wachsenden Bevölkerung auf Getreideimporte angewiesen.
          Die Türkei ist aufgrund der wachsenden Bevölkerung auf Getreideimporte angewiesen. : Bild: Reuters

          Der ukrainische Botschafter in Ankara griff die Türkei bereits scharf an: Die Türkei kaufe Getreide, das von der Ukraine gestohlen worden sei, sagte er. Dem stellvertretenden ukrainischen Landwirtschaftsminister zufolge hat Russland bislang eine halbe Million Tonnen Getreide exportiert, das es von der Ukraine gestohlen habe. Die türkische Regierung sucht nach neuen Bezugsquellen für Getreide.

          Putin hatte in einem Telefonat mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan am Montag voriger Woche laut dem Kreml Russlands Bereitschaft erklärt, gemeinsam mit der Türkei den Transport aus den ukrainischen Häfen zu unterstützen. Aber Moskau koppelt die Getreidefrage an eine Lockerung der im Ukrainekrieg verhängten Sanktionen. Putin sagte nun seinem Staatsfernsehen, es sei ein „Bluff“, dass Russland ukrainisches Getreide nicht aus den ukrainischen Häfen lasse. Weiter sagte Putin, man entmine die „von uns kon­trollierten“ Häfen im Asowschen Meer von Berdjansk und Mariupol und sei bereit, über diese Häfen „den problemlosen Abtransport von Getreide zu gewährleisten, unter anderem ukrainischem“.

          Vor diesem Hintergrund äußerte sich der Vorsitzende der Afrikanischen Union, der senegalesische Präsident Macky Sall, nach einer Begegnung mit Putin in der russischen Schwarzmeerstadt Sotschi am vergangenen Freitag „sehr zufrieden“. Putin, sagte Sall, verstehe, dass die Lebensmittelkrise und Sanktionen Probleme für schwache Volkswirtschaften wie die der afrikanischen Länder verursachten.

          Angeblich laufen Verhandlungen über einen Transport ukrainischen Getreides über Belarus zum litauischen Hafen Klaipeda gegen eine Lockerung der Strafmaßnahmen gegen Minsk; bisher ohne Erfolg. Putin sagte, die „einfachste Lösung“ sei, ukrainisches Getreide durch Belarus ins Baltikum zu transportieren, „aber dafür muss man die Sanktionen gegen Belarus aufheben. Aber das ist nicht unser Problem.“

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