Warum Kurden mehr Abschiebungen fürchten
- -Aktualisiert am
Wut gegen Erdogan: Kurden tragen auf einer Kundgebung im Juli 2022 in Stockholm das Konterfei von PKK-Gründer Abdullah Öcalan. Bild: Picture Alliance
Schweden ist der Türkei weit entgegengekommen, um Mitglied der NATO zu werden. Doch Ankara reicht das nicht. Viele Kurden in Schweden leben nun in Angst.
Nach seiner Abschiebung wurde Mahmut Tat am Flughafen in Istanbul festgenommen. Videos zeigen, wie er in Handschellen zu einem weißen Fahrzeug gebracht wird. Von außen klopfen Leute an die verdunkelten Scheiben, rufen etwas. Doch das Auto fährt ab. „Terrorist ins Gefängnis geschickt“, titelte dazu ein türkischer Fernsehsender. Tat hatte in Schweden Asyl beantragt, nachdem in der Türkei nach Terrorvorwürfen ein Verfahren gegen ihn eröffnet worden war. Zu sechs Jahren und drei Monaten Haft wurde er verurteilt. Seiner Darstellung nach hatte er nur an Protesten teilgenommen. Schweden lehnte seinen Asylantrag ab. Zuletzt lebte der Kurde illegal im Land, erkrankte an Krebs. Trotzdem wurde er Anfang Dezember abgeschoben.
„Gäbe es die NATO-Bewerbung nicht, wäre Tat nicht abgeschoben worden“, sagt Kurdo Baksi. Die schwedischen Behörden hätten wohl gegenüber der Türkei Härte demonstrieren wollen. Baksi lebt seit 42 Jahren in Schweden, ist schwedischer Staatsbürger, arbeitet als Autor und fungiert als eine Art Sprecher der kurdischen Gemeinde. Bis zu 150.000 Kurden leben in Schweden. Das Land galt lange als Zufluchtsort für die Minderheit. Hier pflegte sie ihre Kultur und Tradition, teils sogar gefördert vom Staat. Doch seitdem Schweden die NATO-Mitgliedschaft beantragt hat, leben viele Kurden in Angst. „2022 war das bisher härteste Jahr für Kurden in Schweden“, sagt Baksi.
Zugang zu allen exklusiven F+Artikeln
2,95 € / Woche
- Alle wichtigen Hintergründe zu den aktuellen Entwicklungen
- Mehr als 1.000 F+Artikel mtl.
- Mit einem Klick online kündbar
Login für Digital-Abonnenten
Sie haben Zugriff mit Ihrem F+ oder F.A.Z. Digital-Abo