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Scholz in Afrika : Auf der Suche nach Gas und Verbündeten

Bundeskanzler Olaf Scholz hält eine Pressekonferenz mit dem senegalesischen Präsidenten Macky Sall. Bild: AFP

Die erste Afrikareise des Bundeskanzlers steht unter dem Eindruck des Kriegs in der Ukraine. Es geht um Gas, das nicht aus Russland kommt, und um den Zusammenhalt gegen Moskau.

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          Deutschland will seine Zusammenarbeit im Energiebereich mit Senegal ausbauen. Man habe bereits Gespräche über das Thema Flüssiggas (LNG) begonnen, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Sonntag nach einem Treffen mit dem senegalesischen Präsidenten Macky Sall in Dakar.

          Franca Wittenbrink
          Redakteurin in der Politik.

          Am Morgen war der Kanzler dort zu seiner ersten Afrikareise eingetroffen. Während einer gemeinsamen Pressekonferenz im Präsidentenpalast – passenderweise mit Blick auf einen großen LNG-Tanker vor der senegalesischen Küste – betonte auch Macky Sall, sein Land sei „sehr interessiert daran, den europäischen Markt mit Flüssiggas zu beliefern“. Senegal verfügt über beachtliche Gasreserven; im Norden des Landes befindet sich ein besonders großes Gasfeld. Im Raum steht auch die Frage, ob die Bundesregierung sich an der Exploration finanziell beteiligen wird. Gespräche über das Thema werde man „sehr intensiv auf Fachebene fortsetzen“, betonte Scholz am Sonntag.

          Senegal und Südafrika auf G-7-Gipfel

          Unter dem Eindruck des russischen Angriffskrieges in der Ukraine ist Deutschland derzeit auch mit anderen Ländern im Gespräch, um seine Abhängigkeit von russischem Gas zu verringern. Bei einem Besuch des Emirs von Qatar, Scheich Tamim Al Thani, am Freitag in Berlin hieß es, Qatar wolle möglichst bald Gas nach Deutschland liefern. Wann genau, blieb zunächst unklar. Für den Ausstieg aus russischem Gas wird die Zusammenarbeit mit dem Golfstaat aber kaum ausreichen. Auch deshalb rückt Afrika als mögliche neue Energiedrehscheibe für Europa zunehmend in den Fokus.

          Auf dem Programm des Bundeskanzlers stand in Senegal, das als eine der wichtigsten Handels- und Wirtschaftsmächte in Westafrika derzeit den Vorsitz der Afrikanischen Union (AU) innehat, auch ein Gespräch mit Wirtschaftsvertretern sowie der Besuch eines Solarkraftwerks, das unter anderem mit deutscher Hilfe gebaut wird. Auch im Bereich der erneuerbaren Energien will sich die Bundesregierung in dem Land zukünftig stärker engagieren, wie der Bundeskanzler am Sonntag sagte. Zudem will Scholz die Zusammenarbeit in der Klimapolitik ausbauen.

          Neben solchen Fragen geht es Scholz auf seiner Reise vor allem um geopolitische Themen. In Senegal betonte Scholz, es sei ihm ein Anliegen, sich über unterschiedliche Positionen in Bezug auf den Ukrainekrieg auszutauschen und für einen engeren Zusammenschluss der Demokratien der Welt zu werben. „Wir werden in der Welt zusammenhalten müssen“, sagte Scholz am Sonntag. Senegal und Südafrika, das der Kanzler am Dienstag besuchen wird, zählen neben Indien, Indonesien und Argentinien zu den fünf Ländern, die auf Einladung von Scholz im Juni am G-7-Gipfel auf Schloss Elmau teilnehmen werden. Dass Senegal am G-7-Gipfel teilnehme, sei „ein Zeichen für eine Welt, die zusammenarbeitet“, so Scholz.

          Skepsis gegen westliche Sanktionen

          Mit Blick auf den russischen Krieg bestehen allerdings Differenzen. Die beiden afrikanischen Staaten hatten sich in der Generalversammlung der Vereinten Nationen zur Verurteilung Russlands enthalten. Auch die westlichen Sanktionen werden in den Ländern teils mit großer Skepsis gesehen. Das Narrativ, dass durch Sanktionen die weltweite Nahrungsmittelknappheit und steigende Preise für Getreide und Energie verursacht würden, ist weit verbreitet. Die Bundesregierung hat hingegen wiederholt betont, dass die Verantwortung für diese Entwicklung allein Russland trage.

          Vor seinem Besuch in Johannesburg am Dienstag wollte Scholz, der auf seiner Reise von einer Wirtschaftsdelegation begleitet wird, am Sonntagabend weiter nach Niger fliegen. In dem westafrikanischen Land, das neben Senegal als Stabilitätsanker in der von Krisen geplagten Region gilt, stehen vor allem sicherheitspolitische Themen auf der Agenda. Während die Zusammenarbeit mit dem benachbarten Sahel-Staat Mali für Deutschland zunehmend schwieriger wird, soll das Engagement der Bundeswehr in Niger ausgebaut werden.

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