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Gerassimow wird Kommandeur : Jetzt befehligt der Generalstabschef selbst Russlands Ukraine-Truppen

Wladimir Putin mit Walerij Gerassimow (rechts) bei einem Treffen mit ranghohen Militärs Ende Dezember 2022 Bild: dpa

Erst im Oktober hatte Russland Sergej Surowikin zum Kommandeur der „Spezialoperation“ erklärt. Nun soll es der Chef selbst richten: Generalstabschef Gerassimow, ein alter Putin-Kader.

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          Russlands Invasionstruppen in der Ukraine werden jetzt von Generalstabschef Valerij Gerassimow geführt. Das folgt aus einer Mitteilung des russischen Verteidigungsministeriums vom Mittwochabend. Minister Sergej Schojgu habe Gerassimow ernannt. Demnach soll der 67 Jahre alte Gerassimow sein Amt als Generalstabschef behalten, das er seit mehr als zehn Jahren innehat. Der erst im Oktober zum Invasionstruppenkommandeur ernannte Sergej Surowikin ist jetzt einer von Gerassimows insgesamt drei Stellvertretern.

          Friedrich Schmidt
          Politischer Korrespondent für Russland und die GUS.

          Das Verteidigungsministerium stellte die Personalentscheidungen dar als „Erhöhung des Niveaus der Führung der speziellen Militäroperation“, wie der Krieg von Russland weiter genannt wird. Diese „Erhöhung“ wiederum hänge zusammen mit „der Ausweitung des Ausmaßes der im Rahmen ihrer Durchführung zu lösenden Aufgaben“. Hinzu kommt „die Notwendigkeit, eine engere Zusammenarbeit zwischen den Sorten und Arten von Truppen der Streitkräfte zu organisieren“ sowie „die Qualität“ der Effektivität der Führung der Invasionstruppen zu verbessern.

          Moskau hält an vertrauten Kadern fest

          Deren erster Kommandeur, dessen Ernennung überhaupt öffentlich bekannt gemacht worden war, war Surowikin gewesen. Unter seinem Kommando begann Russland mit systematischen Angriffen auf die Energieinfrastruktur der Ukraine. Zudem vollzog Surowikin den Abzug aus Cherson, nachdem Präsident Wladimir Putin das südukrainische Gebiet gerade erst annektiert hatte. Das nährte Vermutungen, es gehe Putin darum, einen „Sündenbock“ für militärische Rückschläge aufzubauen.

          Generalstabschef Gerassimow war wie auch Minister Schojgu unter den Militärführern gewesen, die seitens kriegsbegeisterter Blogger sowie von Akteuren wie dem Söldnerführer Jewgenij Prigoschin und dem Tschetschenenführer Ramsan Kadyrow scharf kritisiert worden waren. Gerüchte, Gerassimow sei gar als Generalstabschef geschasst worden, hatten sich nicht bestätigt. Jüngst war berichtet worden, ein weiterer in der Ukraine – nämlich beim gescheiterten Sturm auf Kiew und im Donbass – engagierter und von denselben Kreisen kritisierter General, Alexandr Lapin, sei zum Stabsleiter des russischen Infanterietruppen ernannt worden. Daraufhin hatten russische Medien berichtet, Lapin sei seines Postens als Leiter eines Teils der Invasionstruppen enthoben worden.

          Offiziell wurde das ebenso wenig bestätigt wie nun die Meldung über Lapins angebliche neue Verwendung. Allerdings spricht aus Moskauer Personalentscheidungen immer wieder, das am vertrauten Kadern festgehalten wird. Würde wirklich einmal jemand geschasst, hieße das, Fehler zuzugeben, was ein schlechtes Licht auf die Führung würfe.

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