Hat Erdogan die Botschaft verstanden?
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Botschaft an Ankara? Beerdigung getöteter Kämpfer der syrischen Rebellenmiliz Failaq al Scham in Idlib am 26 Oktober Bild: AFP
Wie der russische Angriff auf Idlib in Syrien mit dem Krieg in Nagornyj Karabach zusammenhängt – und was das über das schwierige Verhältnis zwischen Moskau und Ankara aussagt.
Es war wieder einmal Zeit für eine Aussprache. Am Dienstagabend telefonierten Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdogan miteinander. Auf Initiative Ankaras, wie der Kreml hervorhob. Der russische und der türkische Präsident hatten viel zu besprechen: den Konflikt in Libyen, wo beide Mächte auf verschiedenen Seiten stehen; den Krieg in Syrien, in dem Russland den Machthaber Baschar al Assad und die Türkei islamistische Aufständische unterstützt. Und nicht zuletzt den Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan, dessen Militär seinen Vormarsch dank türkischer Waffenhilfe fortsetzt, zum Ärger der Russen. „Die Entwicklungen in der Konfliktzone Nagornyj Karabach wurden diskutiert. Die russische Seite äußerte tiefe Besorgnis über die laufenden Militäraktionen und die zunehmende Beteiligung von Terroristen aus dem Nahen Osten“, teilte der Kreml mit. Damit dürfte Putin vor allem die syrischen Milizionäre gemeint haben, die auf Ankaras Lohnliste stehen und für Baku kämpfen.
Im Kreis der syrischen Verbündeten Erdogans glauben einige, dass Putin diese Botschaft auf robustere Weise schon am Montag überbracht hat. Russische Bomber griffen in der nordwestsyrischen Provinz Idlib ein Ausbildungslager der Miliz Failaq al Scham an. Es war ein Blutbad mit Dutzenden Toten, fern der üblichen Kriegsschauplätze. Daher halten es auch westliche Diplomaten für plausibel, dass der Schlag nicht aus militärischen Motiven geführt wurde, sondern einen „türkischen Druckpunkt“ treffen sollte. Die bombardierte Brigade gilt als ein Liebling Ankaras unter den syrischen Milizen.
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