Festnahmen und Verfahren gegen Kriegsgegner
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Der russische Oppositionspolitiker Ilja Jaschin muss seinen Geburtstag im Gefängnis verbringen. Bild: AP
Wer in Russland gegen den Krieg das Wort erhebt, muss mit einem Besuch der Polizei rechnen. Das wissen auch die wenigen verbliebenen Oppositionspolitiker – viele von ihnen machen dennoch weiter.
An diesem Mittwoch wird Ilja Jaschin erst 39 Jahre alt. Doch der Moskauer ist schon ein erfahrener Oppositionspolitiker. Seinen Geburtstag soll Jaschin in einer Arrestzelle verbringen: Ein Gericht der russischen Hauptstadt verhängte am Dienstag eine 15-Tage-Strafe gegen Jaschin. Offiziell wegen Widerstands gegen Vollzugsbeamte. Tatsächlich wohl, weil Jaschin einer der wenigen in Russland verbliebenen Gegner des Machtapparats ist, der bisher auf freiem Fuß war.
„Natürlich habe ich Angst vor dem Gefängnis“, sagte Jaschin vor Kurzem dem Journalisten Jurij Dud in einem langen, in Istanbul aufgezeichneten Videointerview, das auf Youtube schon knapp 6,9 Millionen Mal aufgerufen worden ist. „Aber noch weniger möchte ich mein Land verlassen.“ Jaschin kehrte nach Moskau zurück. Die Risiken kennt er. „Einen Freund von mir haben sie getötet“, sagte er jüngst dem exilrussischen Nachrichtenportal „Medusa“, „einen anderen vergiftet und eingelocht.“ Der Getötete ist Boris Nemzow: Er wurde 2015 auf einer Brücke am Kreml erschossen, die Spuren führen ins Umfeld des Tschetschenenherrschers Ramsan Kadyrow. Dessen Rücktritt forderte Jaschin noch Anfang Februar mit einer Petition und in einem Video; in Russland war derlei schon vor dem Überfall auf die Ukraine Ende Februar gefährlich.
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