V und Z auf russischen Panzern : Russland entschlüsselt seine Kriegsslogans
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Soll Siegessicherheit symbolisieren: Das Z („Za pobyedu“ = „Für den Sieg“) auf russischen Armeefahrzeugen in der Ukraine. Bild: EPA
Eine Woche nach Beginn der „Spezialoperation“ gibt das russische Militär ausgerechnet auf Instagram bekannt, was die Buchstaben V und Z auf seinen Fahrzeugen in der Ukraine bedeuten.
Auch im Krieg respektive in der „militärischen Spezialoperation“ gibt es Erscheinungen, die dies- und jenseits der Front Fragen aufwerfen. Wer sich über russische Medien über das Geschehen in der Ukraine informiert, sieht seit einer Woche scheinbar fröhliche Uniformierte, die vorrücken, und auf deren Panzern und gepanzerten Fahrzeugen die Buchstaben V und Z aufgemalt sind. Wer dagegen in ukrainische und andere Telegram-Kanäle schaut, sieht dieselben Buchstaben auf den Bildern zerstörter russischer Fahrzeuge, in denen oft noch die Leichname getöteter Soldaten liegen.
Was bedeuten V und Z denn wirklich? In sozialen Medien kursierten dazu verschiedene Spekulationen, mal ging es um Himmelsrichtungen, mal um den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, der für seinen Wahlkampf 2019 das Z als Enblem wählte. Eine Woche nach Beginn der Invasion hat das russische Verteidigungsministerium am Donnerstagmorgen mit einem Post im amerikanischen sozialen Medium Instagram über die Buchstaben aufgeklärt.
Demnach stehen die Buchstaben für die englischen Transkriptionen der Anfangsbuchstaben russischer Präpositionen aus zwei Slogans. „Z“ stammt aus „Za pobyedu“, was für den deutschen Leser „Sa pobjedu“ transkribiert würde und „Für den Sieg“ bedeutet. „V“ bedeutet nicht, wie man in westlicher Denkschule denken könnte, „Victory“ oder „Sieg“, sondern steht laut Moskaus Militär für die wiederum englische Transkription der Präposition aus dem russischen Bonmot „Sila v pravdye“ („Sila w prawdje“), was „In der Wahrheit liegt die Kraft“ bedeutet.
Einsatz zur Mobilisierung im Innern
Das „V“ geht auf den Kultfilm „Brat 2“ (Der Bruder 2) aus dem Jahr 2000 zurück, genauer auf eine Szene, in welcher der Held – ein junger Russe, den es in die Vereinigten Staaten verschlagen hat – einen eingeschüchterten Amerikaner fragt, worin „die Kraft“ oder, nach anderer Übersetzung, „Stärke“ liege. Ohne die Antwort abzuwarten, vertritt er die Überzeugung, sie liege nicht im Geld, von dem das Gegenüber so viel habe, sondern „in der Wahrheit“. Denn auf wessen Seite Letztere sei, der sei „stärker“. Auch Präsident Wladimir Putin selbst hat das Zitat schon angebracht; es soll Hoffnung machen, trotz materieller Übermacht der Gegenseite zu triumphieren.
Gleichzeitig zu der offiziellen Entzifferung der Buchstaben wird nun versucht, in den sozialen Medien Unterstützung für die „Spezialoperation“ zu generieren, offenbar, weil es daran sogar nach Einschätzung der Führung bisher mangelt. So zeigt sich die Duma-Abgeordnete Marija Butina, eine frühere Mitarbeiterin des Staatssenders RT, auf ihrem Facebook-Profilbild nun in einem schwarzen T-Shirt mit dem Buchstaben Z. Dazu schreibt sie über ein Gesetzesprojekt, welches das Unterhaus an diesem Freitag beschließen soll und welches „unzutreffende Informationen“ über „Tätigkeiten“ der russischen Streitkräfte mit bis zu 15 Jahren Haft bestrafen soll, „Lügenfabriken“ dürften nicht länger existieren, „besonders jetzt, in so einer schweren Zeit für das Land und für die Welt. In der Wahrheit liegt die Kraft. Z.“
In einem anderen Post ruft Butina alle Russen dazu auf, ein Z auf ihre Kleidung zu malen, um „unsere Armee und unseren Präsidenten zu unterstützen“, und malt in einem Clip ein weißes Z auf ein schwarzes Revers. Dmitrij Rogosin, der Leiter der Weltraumbehörde Roskosmos, ersetzte in dem auf seinen Namen lautenden Telegram-Kanal das kyrillische weiche S als Zeichen der Solidarität durch ein Z. Es entsteht eine Mischung aus Russisch und Englisch, die versöhnlich wirkt und nicht recht zum ansonsten beschworenen russischen Überlebenskampf passen will, der laut Putin gerade in der Ukraine ausgetragen werden soll. Dass ausgerechnet „angelsächsische“ Buchstaben als Symbole für die „Spezialoperation“ gewählt worden sind, wird von seinen Unterstützern bisher aber nicht kritisiert.