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Russisches Fernsehen : Berichte über „tote Helden“

Es kann zumindest nicht geleugnet werden, dass die Separatisten über Panzer aus russisch/sowjetischer Produktion verfügen Bild: AP

Bislang hat der Kreml immer geleugnet, dass russische Soldaten in der Ostukraine kämpfen. In Meldungen des russischen Fernsehens sieht das nun anders aus.

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          Wie viele Soldaten Russland in seinem unerklärten Krieg gegen die Ukraine verloren hat, ist unklar. Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der Ukraine, Andrej Lissenko, sprach am Freitag von rund 2000 Gefallenen. Das blieb in Moskau, das bisher beharrlich leugnet, dass russische Soldaten an der Front in der Ukraine im Einsatz sind, unbestätigt.

          Friedrich Schmidt
          Politischer Korrespondent für Russland und die GUS.

          Doch gab es am Donnerstag und Freitag Signale, dass die Führung im Kreml die Berichte über verwundete und getötete russische Soldaten aufgreift: Sie schafften es erstmals in Staatsfernsehen. Freilich modifiziert. Hier waren es keine jungen Männer, die unter wirtschaftlichem Druck und/oder von Kameraden und Vorgesetzten zum Dienst an der Waffe gepresst werden. Sondern es sind Helden, die ihren Urlaub und letztlich auch ihr Leben für ihre Überzeugung opferten.

          Der Sender Perwij Kanal berichtete am Donnerstagabend über die Beisetzung eines Fallschirmjägers in Kostroma, des 28 Jahre alten Anatolij Trawkin, der sich „offiziell im Urlaub“ befunden habe, als er zusammen mit prorussischen Separatisten gegen die ukrainischen Regierungstruppen gekämpft habe. Trawkin habe weder seiner Ehefrau noch seinen Vorgesetzten von seinen Plänen erzählt, in die Ukraine zu reisen, hieß es. Er sei vor einem Monat einfach losgefahren.

          Ein Veteranenvertreter sagte in die Kamera, es sei „bitter, junge Leute zu verlieren“, doch er sei „stolz“ darauf, dass in der „russischen Provinz junge Leute heranwachsen, denen nicht gleichgültig ist, was in der Welt vor sich geht“. Im Sender NTW, der Gasprom gehört, war schon einige Stunden zuvor über die Beisetzung Trawkins berichtet worden. Dieser habe immer davon geträumt, Soldat zu werden und habe allen erzählt, er fahre in Urlaub, hieß es hier. In dem Beitrag im Perwij Kanal wurde zusätzlich über eine Gedenkfeier für einen schon im Mai in der Ukraine gefallenen russischen Soldaten erinnert, einen Afghanistan-Veteranen, dessen Witwe sagte, ihr Mann habe getan, „was ein echter Mann tun muss“.

          Das russische Verteidigungsministerium teilte am Freitag mit, acht von neun mutmaßlich in der Ukraine vermissten Soldaten, über deren Schicksal die Komitees der Soldatenmütter Aufklärung verlangt hatten, seien gefunden worden und hätten sich mit ihren Verwandten in Verbindung gesetzt. Die Sankt Petersburger Organisation der Soldatenmütter war vorige Woche auf die Liste der „ausländischen Agenten“ genommen worden. Sie hatte unter anderem Aufklärung über Berichte verlangt, dass allein am 13. August mehr als hundert Soldaten der 18. Motorisierten Brigade durch Granatenbeschuss auf dem Gelände einer Fabrik in der ukrainischen Stadt Snischne getötet und mehr als 300 weitere verletzt worden sein sollen. Ein weiterer Unterschied zwischen diesen Berichten und denen des Staatsfernsehens besteht somit in der Zahl der in der Ukraine gefallenen russischen Soldaten.

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