
Kein Wort zum Zölibat : Das Schweigen des Papstes
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Papst Franziskus bei der Generalaudienz am Mittwoch im Vatikan Bild: dpa
Deutsche Katholiken haben falsche Hoffnungen in Franziskus gesetzt. Seine Weigerung, etwas zum Zölibat zu sagen, ist ein Rückschlag für den „Synodalen Weg“.
Bis ins siebte Jahr des Pontifikats von Franziskus hinein hat sich unter Katholiken in Deutschland hartnäckig die Hoffnung gehalten, der argentinische Jesuit sei der ersehnte Papst, der ihre Forderungen nach grundlegenden Reformen in der Kirche endlich erhören werde. Doch sein nun veröffentlichtes Schreiben zur Amazonien-Synode, in dem er mit keinem einzigen Wort auf den Zölibat eingeht, hat abermals deutlich gemacht, dass dem ein Missverständnis zugrunde liegt: Franziskus ist aller revolutionären Rhetorik zum Trotz nicht gewillt, Reformen anzugehen.
Sein Schweigen zum Zölibat ist nicht zuletzt für den „Synodalen Weg“, auf den sich die katholische Kirche in Deutschland gerade begeben hat, ein herber Rückschlag.
Eine keineswegs gänzlich neue Bitte
Die Amazonien-Synode hatte eine keineswegs gänzlich neue Bitte an den Papst gerichtet: Sie hatte sich angesichts des eklatanten Priestermangels in einigen Regionen Amazoniens dafür ausgesprochen, ausnahmsweise auch verheiratete Diakone zu Priestern weihen zu können, um so regelmäßige Eucharistiefeiern zu ermöglichen. Das ist eine Forderung, die in ähnlicher Form seit den sechziger Jahren von Bischöfen in verschiedenen Regionen der Welt erhoben worden ist.
Allerdings dürfte auch Franziskus klar gewesen sein, dass er im Fall des Zölibats mit seiner Politik der Einzelfallentscheidungen und Ausnahmeregelungen an Grenzen stößt. Hätte er Ausnahmen in Amazonien zugelassen, hätte diese Entscheidung nahezu zwangsläufig eine solche Eigendynamik entwickelt, dass die Forderung nach einer generellen Abschaffung des Zölibats mittelfristig kein Papst mehr hätte ignorieren können.
Das aber ist nicht in Franziskus' Sinne, wie er mehrfach bekräftigt hat. Er möchte eine Kirche, in der freimütig über den Zölibat und andere kontroverse Themen geredet werden kann. Darin unterscheidet er sich von Benedikt XVI. Aber eine generelle Abschaffung des Zölibats liegt ihm ebenso fern wie seinem Vorgänger, selbst wenn manche Katholiken in Deutschland das immer noch nicht wahrhaben wollen.
