Noch breit, aber schon sehr flach: der Rio Paraná am Flusstrand von Rosana Bild: Tjerk Brühwiller
Eines Tages werde man den zweitgrößten Fluss Südamerikas zu Fuß überqueren können, prophezeite ihm ein Fischer. Der Bootsfahrer Queiroz wollte das nicht glauben. Bis jetzt.
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Mit dem Rio Paraná stimmt etwas nicht. José Luiz de Queiroz steuert sein Boot über den breiten Fluss. Noch ist es dunkel, als er aufbricht, um die Schulkinder von den kleinen Inseln dort draußen aufs Festland zu holen. Queiroz nennt den Rio Paraná sein Zuhause. Hier ist er geboren und hier navigiert er seit mehr als 40 Jahren auf dem Gewässer, das sich von Zentralbrasilien aus mehr als 5000 Kilometer Richtung Süden bis nach Argentinien erstreckt und – nach dem Amazonas – Südamerikas zweitgrößter Fluss ist. Doch seit einiger Zeit braucht Queiroz ein Sonargerät, um nicht auf Sandbänke aufzulaufen. Der Fluss sei zwar noch breit, sagt er, aber nicht mehr tief. Früher sei er an manchen Stellen bis zu zehn Meter tief gewesen. Heute reiche das Wasser vielerorts kaum noch bis zu seiner Hüfte. „So habe ich den Rio Paraná noch nie gesehen“, sagt er.
Queiroz steuert das Ufer einer der Inseln an, ein Schüler steigt zu, dann geht es weiter. Ziel der Schulkinder ist die Ortschaft Rosana, wo schon der Schulbus wartet, der sie weiterfährt. Die Gemeinde im äußersten Westen des Bundesstaates São Paulo lebt vom Rio Paraná. Einerseits wegen der Wasserkraftwerke in unmittelbarer Nähe. Andererseits wegen der Schönheit des Flusses. Neben dem Steg, an dem Queiroz sein Boot befestigt hat, befindet sich ein kleiner Sandstrand, dahinter stehen Imbissbuden. Der Strand von Rosana ist beliebt bei Wochenendtouristen aus der Region, die hier die Natur, das Bad im Fluss und die spektakulären Sonnenuntergänge über dem Rio Paraná genießen. Nach einer langen Durststrecke während der Pandemie kommen die Gäste allmählich wieder. Der Betreiber einer Imbissbude ist zuversichtlich. Selbst Livemusik dürfe nun wieder gespielt werden, sagt er.
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