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Saat der Hassprediger : Frankreichs kulturelle Schlacht

In rund hundert französischen Moscheen missbrauchen Prediger den Koran, um gegen die Mehrheitsgesellschaft zu hetzen. Bild: AFP

Die ersten Anzeichen der Radikalisierung werden gern übersehen. Der französische Rechtsstaat erweist sich als wenig wehrhaft, wenn es darum geht, die Menschen vor dem Einfluss salafistischer Fanatiker zu schützen.

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          Die tödliche Messerattacke in der Pariser Polizeipräfektur hat Frankreich brüsk aus der Illusion gerissen, der von ihrem Präsidenten vor vier Jahren erklärte „Krieg gegen den Terror“ sei schon gewonnen. Das Land war in den vergangenen Monaten vor Anschlägen mit großen Opferzahlen wie in Paris 2015 und in Nizza 2016 verschont geblieben. Die militärische Rückeroberung der irakisch-syrischen Rückzugsgebiete der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) wirkte wie ein zusätzliches Signal, sich lieber anderen Fragen zuzuwenden. Präsident Emmanuel Macron wagte sich nicht an das heikle Thema Islam und schob einen geplanten Gesetzesvorstoß dazu auf. Ebenso verzagt wich die Regierung einer öffentlichen Diskussion über den Umgang mit Syrien-Rückkehrern aus.

          Allein Außenminister Jean-Yves Le Drian, der auf dem Höhepunkt der Terrorwelle in Regierungsverantwortung war, verteidigte seine Entscheidung, französische Dschihadisten nicht zurückzuholen, sondern von irakischen Gerichten zur Verantwortung ziehen zu lassen. Die Gelbwesten-Proteste führten dazu, dass selbst Marine Le Pen das Angstszenario über „die Feinde von innen“ nicht mehr ganz so laut beschwor. Ein vorsichtiger Regierungschef setzte durch, dass das Thema während der Bürgerdiskussionen des „Grand Débat“ aus dem offiziellen Fragenkatalog verschwand. François Fillons Wahlkampfbuch über den notwendigen Kampf gegen den „islamischen Totalitarismus“ verstaubte in den Regalen.

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