
Wofür der Westen kämpfen muss
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Kulissen der Erpressung: Russische Interkontinentalraketen bei einer Parade am Roten Platz Bild: AFP
Frieden mit Russland wird erst möglich sein, wenn Putins imperiale Mythen nicht mehr Staatsdoktrin sind. Der Westen braucht deshalb einen langen Atem. Und er muss lernen, Erpressungen standzuhalten.
Wladimir Putins ukrainischer Krieg entpuppt sich als Vernichtungsfeldzug. Die Brutalität seines Eroberungswillens stellt dabei eine westliche Grundannahme infrage: die Erzählung, dass der Westen jetzt die Ukraine schützt. Viel stimmiger klingt das Gegenteil: Die Ukraine schützt den Westen. Sie kämpft nicht nur für sich, sondern auch für alle Länder, die nach ihr dran wären: für Moldau, das Moskau schon als nächstes Ziel genannt hat; für die baltischen Staaten, deren russophone Minderheiten Putin vielleicht auch „befreien“ möchte. Für Polen und die früheren Satelliten Moskaus, welche die NATO im Stich lassen müsste, wenn sie Putins Abzugsforderungen folgen wollte; für Deutschland, das dann wieder Frontstaat wäre.
Für die Bundesregierung heißt das: Ein Panzer in der Ukraine schützt Deutschland besser als ein Panzer zu Hause. Wer einem Land hilft, das sich gegen Putins Imperialismus wehrt, hilft sich selbst. Im Kalten Krieg haben Deutschlands Verbündete das beherzigt. Sie haben Berlin geschützt, als Nikita Chruschtschow mit Atomwaffen drohte, weil sie wussten, dass sie am Checkpoint Charlie auch sich selbst verteidigten. John F. Kennedy sagte damals: „Alle freien Menschen, wo immer sie auch leben, sind Bürger von Berlin.“
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