Russlands Präsident Wladimir Putin verliert an Rückhalt. Bild: AFP
Die wichtigste Methode Putins war bisher die Demobilisierung des eigenen Volks. Jetzt setzt er auf Mobilisierung. „Das ist ein absolut neues Experiment“, sagt der Moskauer Sozialwissenschaftler Grigorij Judin im Interview.
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Grigorij Borissowitsch, hat die von Präsident Putin am vergangenen Mittwoch angeordnete Mobilmachung die Russen überrascht?
Die Mehrheit zweifellos. Bislang dominiert Bestürzung. Einige fangen an, Maßnahmen zu ergreifen, versuchen, sich zu verstecken. Andere bereiten sich darauf vor, zu kämpfen.
Wieso sind die Leute überrascht?
Russland ist ein sehr entpolitisiertes Land. Für die meisten Menschen gibt es keine Politik: Sie versuchen, sich so weit wie möglich davon fernzuhalten, denken nicht über politische Ereignisse nach, sind sich absolut sicher, dass das, was in der Welt politisch passiert, nichts mit ihnen zu tun hat, sie niemals betreffen wird. So war es jedenfalls lange Zeit. Die Mobilmachung bedeutet, dass die Politik beginnt, einen viel größeren Kreis von Menschen zu betreffen; nicht alle auf einmal, aber natürlich weiß jeder im Land von der Mobilmachung. Die Menschen fangen an, über die Situation nachzudenken.
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