G-20-Treffen auf Bali : Konfrontation auch ohne Putin
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Präsent, aber nicht anwesend: Wladimir Putin schickt Außenminister Lawrow nach Bali. Bild: dpa
Russlands Präsident Putin vermeidet mit seiner Absage die Konfrontation beim G-20-Gipfel auf Bali. Doch auch ohne ihn erwarten Joe Biden, Xi Jinping und Olaf Scholz schwierige Gespräche.
Über Monate hatte Wladimir Putin offengelassen, ob er für den Gipfel der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer nach Bali reisen wird. Wie der Kreml am Donnerstag schließlich bestätigte, schickt er stattdessen Außenminister Sergej Lawrow auf die indonesische Urlaubsinsel. Mit der Absage geht der russische Präsident einer Konfrontation mit den anreisenden Staats- und Regierungschefs der G 7 aus dem Weg, darunter Amerikas Präsident Joe Biden und Bundeskanzler Olaf Scholz.
Der Krieg und seine Folgen für die weltweite Energie- und Nahrungsmittelsicherheit werden dort trotzdem im Zentrum der Verhandlungen stehen. Zudem hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj angekündigt, zumindest virtuell am G-20-Treffen teilnehmen zu wollen. Da Putin nicht auftaucht, verschiebt sich der Fokus auf Biden und Chinas Staatschef Xi Jinping. Am Donnerstag teilte das Weiße Haus mit, dass beide am Montag am Rande des Gipfels zu ihrem ersten bilateralen Treffen seit Bidens Amtsantritt zusammenkommen werden.
Der deutsche Kanzler begibt sich kurz nach seinem umstrittenen Antrittsbesuch in China abermals in die Region, die immer stärker vom Wettbewerb zwischen den Vereinigten Staaten und China geprägt wird. Der Krieg in Europa hat der Sorge Nachdruck verliehen, dass es auch in dieser Region zu einem militärischen Konflikt kommen könnte, ausgelöst etwa durch eine Invasion Taiwans. In dieser Lage bietet neben dem G-20-Gipfel am 15. und 16. November noch eine Reihe von anderen Spitzentreffen den betroffenen Ländern die Gelegenheit zum Austausch.
So sind am Donnerstag die erste Staats- und Regierungschefs zum ASEAN-Gipfeltreffen in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh eingetroffen, die sich am Wochenende auch mit ihren Dialogpartnern zusammenfinden, darunter den USA, China, Japan und Indien. Nach dem Bali-Gipfel findet am 18. und 19. November in der thailändischen Hauptstadt Bangkok der Gipfel der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (APEC) statt.
Die Deutschen sind bei diesen beiden Ereignissen aber nicht mit von der Partie. Dafür besucht Scholz im Zuge seiner Asienreise vor dem Besuch in Indonesien noch Vietnam und Singapur.
Die Länder Südostasiens freuen sich über die Aufmerksamkeit. Der Krieg in Europa hatte Befürchtungen geweckt, dass die USA und ihre Verbündeten die Region aus dem Blick verlieren könnten. Für Deutschland gehört der ASEAN-Staatenverband den Indopazifik-Leitlinien der Bundesregierung zufolge zu den Schwerpunktpartnern.
Vietnam, Singapur und Indonesien sind nicht nur wichtige Wirtschaftsstandorte, sondern auch Schlüsselländer im Umgang mit China und – wenn auch viel weniger ausgeprägt - mit Russland. Singapur pflegt enge Beziehungen zu China, hat sich aber zu einem der engsten militärischen und politischen Partner der USA entwickelt, ohne wie Thailand und die Philippinen zu den formalen Bündnispartnern zu gehören. Als einziges Land in Südostasien hat der Stadtstaat Sanktionen gegen Russland verhängt. Scholz nimmt dort mit Vizekanzler Robert Habeck am Sonntag und Montag an der Asien-Pazifik-Konferenz der Deutschen Wirtschaft teil.