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Proteste in Israel : Netanjahus Angst vor dem Gefängnis

Reizfigur: Demonstranten protestieren am 16. März in Tel Aviv gegen Benjamin Netanjahu. Bild: Imago

Der israelische Ministerpräsident sang stets ein Loblied auf die Justiz in seinem Land. Bis Anklage gegen ihn erhoben wurde. Doch er hat die Stimmung im Land falsch eingeschätzt.

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          Auf dem Höhepunkt der Massenproteste in Israel hielt Benjamin Netanjahu eine bemerkenswerte Rede. Das war am Donnerstagabend vergangener Woche. Der Ministerpräsident ging auf die Sorgen vieler Israelis ein, dass der Streit um die Justizreform das Land zerreiße. „Wir dürfen nicht zu­lassen, dass eine Meinungsverschiedenheit, so tief sie auch sein mag, unsere gemeinsame Zukunft gefährdet.“ Netanjahu re­ferierte, warum er eine Neujustierung des Verhältnisses zwischen Exeku­tive und Judikative für notwendig hält. Gleichzeitig zeigte er aber auch Verständnis für diejenigen, die glauben, dass die Reform zu weit geht und der Regierung zu viel Macht gibt. Es klang so, als wolle er nun ankündigen, dass die Re­form ausgesetzt werde, um in Ruhe nach einem Kompromiss zu suchen.

          Christian Meier
          Politischer Korrespondent für den Nahen Osten und Nordostafrika.

          Stattdessen sagte Netanjahu abrupt: Er sei überzeugt, seine Regierung könne alle Seiten zufriedenstellen. „Daher sind wir entschlossen, Korrekturen vorzunehmen.“ Am Ziel aber ließ er keinen Zweifel: Die Reform solle wie gehabt vo­rangetrieben werden. „Das ist nicht das Ende der Demokratie, sondern die Stärkung von Demokratie“, sagte er zweimal.

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