Drei Finger auf Thailands Wunden
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Leuchtzeichen für Demokratie und Reformen in Thailand: Studenten demonstrieren in Bangkok. Bild: Reuters
Die Folgen der Corona-Krise lassen bei Thailands Jugend den Ruf nach Reformen lauter werden. Sie stemmen sich gegen die Herrschaft aus Palast, Militär und Oligarchen
Eine Demonstration wie diese hat es in Thailand seit dem Militärputsch im Jahr 2014 nicht gegeben. Zehntausend junge Menschen versammelten sich vor wenigen Tagen am Demokratiedenkmal im Zentrum Bangkoks. Das Denkmal erinnert an die Abschaffung der absoluten Monarchie vor 88 Jahren. Die Forderungen der Schüler, Studenten und jungen Demokratieaktivisten: ein Ende der vom Militär beeinflussten Regierung, eine neue Verfassung und die Beschränkung der königlichen Macht. Die jungen Leute brechen vor allem mit der letzteren Forderung in Thailand ein Tabu. Paragraph 112 des Strafgesetzbuches sieht für Majestätsbeleidigung Haft von bis zu 15 Jahren vor.
Zwar hat der neue König Maha Vajiralongkorn Bodindradebayavarangkun die Anweisung gegeben, unter diesem Paragraphen niemanden zu verurteilen. Das hält die Regierung, die aus einer Militärdiktatur hervorgegangen ist, nicht davon ab, Monarchiekritiker auf Basis anderer Gesetze zu verfolgen. Der Gefahr stellen sich die jungen Leute offenen Auges entgegen. Dabei hat es gerade in den letzten Tagen zahlreiche Festnahmen gegeben. So wurde am Mittwoch der Menschenrechtsanwalt Anon Nampa verhaftet, der bei einem Protest das Königshaus kritisiert hatte. Regimekritiker, die ins Ausland geflohen waren, sind verschwunden oder ermordet aufgefunden worden.
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