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Prishtina : Proteste gegen Dialog von Serben und Kosovaren

Gewalt in der Hauptstadt des Kosovo: Von den verletzten 22 Personen waren 18 Polizisten.

Gewalt in der Hauptstadt des Kosovo: Von den verletzten 22 Personen waren 18 Polizisten. Bild: dpa

In der kosovarischen Hauptstadt Prishtina ist es am Montag am Rande einer Demonstration gegen den Dialog zwischen Serben und Kosovaren zu Krawallen gekommen. 22 Personen wurden verletzt.

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          Bei Ausschreitungen in der kosovarischen Hauptstadt Prishtina sind am Montag nach Angaben der Polizei 22 Personen verletzt worden, darunter 18 Polizisten. Mehr als zwei Dutzend gewalttätige Demonstranten seien verhaftet worden, hieß es aus dem Innenministerium in Prishtina. Die Demonstranten hatten ein Regierungsgebäude belagert und Polizisten mit Steinen und anderen Gegenständen beworfen. Zu dem Gewaltausbruch kam es am Rande einer Demonstration, die der kosovarische Oppositionsführer Albin Kurti und seine Partei Vetevendosje (Selbstbestimmung) initiiert hatten.

          Michael Martens
          Korrespondent für südosteuropäische Länder mit Sitz in Wien.

          Vetevendosje wendet sich gegen den Dialog Kosovo-Serbien, der Ende vergangener Woche durch von der EU geleitete Gespräche zwischen dem serbischen Regierungschef Ivica Dačić und seinem kosovarischen Gegenpart Hashim Thaçi nach längerer Pause wieder Schwung bekommen hatte. Es war das erste Mal seit der von Serbien nicht anerkannten kosovarischen Unabhängigkeitserklärung im Februar 2008, dass sich die Regierungschefs aus Belgrad und Prishtina begegneten.

          „Serbien ist ein abnormaler Staat“

          Eine besondere Note erhielt die Zusammenkunft, weil Dačić 1999, als die Nato im Krieg um das Kosovo Serbien bombardierte, Sprecher des damaligen serbischen Präsidenten Milošević war, während Thaçi an der Spitze der kosovo-albanischen „Befreiungsarmee Kosovo“ (UÇK) stand. Albin Kurti, ebenfalls UÇK-Veteran, wendet sich gegen einen Dialog mit Serbien und tritt für eine Vereinigung des Kosovos mit Albanien ein. „Serbien ist ein abnormaler Staat, und wir wollen unsere Beziehungen nicht normalisieren“, sagte er am Montag.

          Dačić und Thaçi hatten sich in Brüssel getroffen, die Bedeutung ihrer Zusammenkunft aber gegensätzlich dargestellt. Dačić hob hervor, sein Treffen mit Thaçi bedeute keinesfalls eine Anerkennung des Kosovos durch Serbien. Der serbisch-kosovarische Dialog werde keineswegs in eine Anerkennung des Kosovos durch Belgrad münden. Außerdem sagte der in der kosovarischen Stadt Prizren geborene Dačić, dass das Kosovo „genauso mir gehört wie ihm (Thaçi), weil ich im Kosovo geboren wurde“. Thaçi konterte mit dem Hinweis, dass Dačić selbstverständlich ein Recht auf doppelte Staatsbürgerschaft habe und er dem serbischen Ministerpräsidenten „mit Vergnügen“ zu einem kosovarischen Pass verhelfen werde.

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