Präsidentenwahlen : Mitt Romney und die amerikanische Seele
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„Ich glaube an die Größe Amerikas!“: Mitt Romney mit seiner Frau Ann auf Wahlkampftour in Iowa Bild: dapd
Schon zu Beginn des neuen Jahres läuft in den Vereinigten Staaten der Wahlkampf auf vollen Touren. Die Republikaner beginnen in Iowa die Suche nach ihrem Präsidentschaftskandidaten.
Eisschollen schieben sich am Ufer des Mississippi übereinander. Von Westen her pfeift der Wind über die Prärie. Dauerfrost von derzeit gut zehn Grad unter null ist freilich noch lange nichts für die Leute von Dubuque. Doch Don Hedeman, pensionierter Flugzeugmechaniker und Fluglehrer, lebt gerne in Dubuque und das seit gut 50 Jahren. Und doch schäumt er förmlich vor Wut an diesem klaren Wintertag. Er ist gekommen, um den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney zu sehen.
Über Präsident Barack Obama hat er keine gute Meinung. „Er ist ein Kommunist und ein Muslim und ein Verräter dazu“, schimpft er. Gewiss, mit der Arbeitslosigkeit sei es in Iowa und zumal in Dubuque lange nicht so schlimm wie anderswo im Land: „Aber schauen Sie sich den Schuldenberg an, den Obama und die Demokraten in Washington aufgehäuft haben! Und wie sollen wir unser riesiges Haushaltsdefizit jemals wieder ausgleichen?“
Ein örtliches Fremdenverkehrszentrum
In Dubuque läuft vieles besser als andernorts. Die Stadt wurde 1788 von dem Siedler Julien Dubuque (1762 bis 1810) aus Québec gegründet. Der Pionier holte sich vom Stamm der Meskwaki-Indianer die Erlaubnis zum Abbau von Blei in den Hügeln am Mississippi ein, und so begann der Aufstieg einer der ältesten von Europäern gegründeten Siedlungen am Westufer des Mississippi zu einem Handels- und Industriezentrum mittlerer Größe. Dubuque hat heute knapp 60.000 Einwohner und ist eine der ganz wenigen Städte im flachen Agrarstaat Iowa, die in einer Landschaft sanfter Hügel liegt. Das reicht schon, um sie zu einem örtlichen Fremdenverkehrszentrum zu machen.
Nach einer langen Wirtschaftskrise von 1980 an hat es inzwischen den Strukturwandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft geschafft - mit zwei großen Hospitälern, einer Hochschule und einem ansehnlichen Finanzzentrum. Das riesige Werk von „John Deere“ nahe Dubuque, wo Traktoren, Mähdrescher und allerlei andere landwirtschaftliche Geräte hergestellt werden, ist bis heute ein Rückgrat der wirtschaftlichen Entwicklung. Die Arbeitslosenquote im Großraum Dubuque mit rund 94.000 Einwohnern liegt derzeit bei 5,4 Prozent - und damit deutlich unter dem Landesdurchschnitt von 8,7 Prozent. Das Wirtschaftsmagazin „Forbes“ hat Dubuque 2010 zur besten Stadt Amerikas mittlerer Größe erkoren, um dort eine Familie zu gründen und Kinder großzuziehen.
„Viel zu weich gegen Obama!“
Hedeman hatte vor vier Jahren bei den Vorwahlen der Republikaner für den einstigen Baptisten-Prediger und Gouverneur von Arkansas Mike Huckabee gestimmt. Auf den späteren Kandidaten John McCain, der Huckabee nach dessen überraschendem Auftaktsieg in Iowa schon bei den folgenden Vorwahlen in New Hampshire überflügelte, ist Hedeman bis heute nicht gut zu sprechen: „Er war im Wahlkampf viel zu weich gegen Obama!“