Trotz Korruptionsvorwürfen : Neue Prognosen zu Bulgarien-Neuwahl sehen Populisten vor Borissow
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Bojko Borissow, ehemaliger Ministerpräsident von Bulgarien, gibt seine Stimme bei der Parlamentswahl ab. Bild: dpa
Die Partei von Bulgariens ehemaligem Ministerpräsidenten muss um den Sieg zittern. In Prognosen liegt sie nur auf Platz zwei. Die Parteien des Anti-Borissow-Lagers werfen Borissow korrupte Amtsführung vor.
Bei der Parlaments-Neuwahl in Bulgarien zeichnet sich aktualisierten Prognosen zufolge ein Kopf-an-Kopf-Rennen ab. Zwei Meinungsforschungsinstitute sahen im Gegensatz zu ersten Schätzungen am Sonntagabend nun doch die populistische Partei ITN des Entertainers Slawi Trifonow bei 23,4 bis 24 Prozent der Stimmen und damit einem knappen Vorsprung vor der Partei von Ex-Ministerpräsident Boiko Borissow. Borissows bürgerliche GERB käme nach den Angaben auf 22,9 bis 23,5 Prozent. Für das Endergebnis dürften die Stimmen von Auslandsbulgaren in 68 Ländern entscheidend sein - darunter in Deutschland und Österreich.
Die Sozialisten (Ex-KP) kämen den aktuellen Prognosen zufolge auf 13,3 bis 14,2 Prozent. Auf Platz drei könnte es auch die konservativ-liberal-grüne Anti-Korruptions-Koalition Demokratisches Bulgarien DB schaffen. Ins Parlament in Sofia dürften wieder sechs politische Kräfte einziehen.
„Es kann sich herausstellen, dass die Abstimmung im Ausland entscheidend für das Wahlergebnis sein wird“, erläuterte der Meinungsforscher Parwan Simeonow von Gallup International. Abstimmen dürfen auch Bulgaren in 68 Ländern – von Neuseeland über die Türkei und EU-Staaten wie Deutschland und Österreich bis hin zu den USA. Diese Ergebnisse sollen nach Informationen des Staatsradios in Sofia am Montag bekannt werden.
Die Parteien des Anti-Borissow-Lagers werfen dem früheren Regierungschef korrupte Amtsführung vor und schließen eine Koalition mit seiner GERB-Partei aus. Als Folge von Enthüllungen der aktuellen Übergangsregierung in Sofia über Missstände und Korruptionspraktiken in wichtigen Ministerien schnitt die GERB jetzt schlechter ab als bei der regulären Parlamentswahl vom 4 April. Die GERB hatte die Wahl vor drei Monaten mit gut 26 Prozent gewonnen. Im Europaparlament gehört die GERB ebenso wie die deutschen CDU und CSU zur Europäischen Volkspartei (EVP).