Pentagon bestätigt : US-Spezialkräfte bilden Truppen in Taiwan aus
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In Taipeh bereitet man sich auf den Nationalfeiertag am 10. Oktober vor. Bild: Ritchie B. Tongo/EPA
Offiziell sind seit 1979 keine amerikanischen Truppen mehr in Taiwan stationiert. Doch im Zuge wachsender Provokationen durch China lässt Washington nun durchblicken, dass einige Spezialisten als Ausbilder vor Ort sind. Darunter auch Marines.
Seit Monaten bilden amerikanische Spezialkräfte heimlich Truppen in Taiwan aus. Wie ein Pentagon-Vertreter der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag sagte, trainiert ein Kontingent von etwa 20 US-Soldaten seit weniger als einem Jahr taiwanische Armee- und Marineangehörige. Der Beamte, der anonym bleiben wollte, bestätigte damit weitestgehend einen Bericht des Wall Street Journal über den Einsatz einer Sondereinheit sowie von Marines in Taiwan. Der Vorgang könnte die militärischen Spannungen zwischen China, Taiwan und den USA weiter anheizen.
Offiziell erklärte Pentagon-Sprecher John Supple: „Unsere Unterstützung für und unsere Verteidigungsbeziehungen mit Taiwan bleiben auf die aktuelle Bedrohung durch die Volksrepublik China ausgerichtet“. Taiwans Verteidigungsministerium wollte sich hingegen nicht äußern.
Wichtigster Verbündeter Taiwans
Die latent ständig vorhandenen militärischen Spannungen zwischen Peking und Taipeh haben in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Die Volksrepublik China sieht die demokratisch regierte Insel als Teil ihres Staatsgebiets, das wieder mit dem Festland vereinigt werden soll – notfalls mit militärischer Gewalt. Die USA sind der wichtigste Verbündete Taiwans und der einzige Staat, der es noch in größerem Umfang mit Waffen beliefert. Kriegsschiffe der USA und verbündeter Nationen wie Großbritannien oder Frankreich durchqueren immer wieder die internationalen Gewässer der Straße von Taiwan, was Peking als Provokation bezeichnet. Sie legen allerdings nicht in Taiwan an.
Die Vereinigten Staaten hatten bis 1979 offizielle Beziehungen mit Taipeh statt Peking. Damals gab es ein Verteidigungsabkommen mit der Republik China, wie der Staat auf Taiwan offiziell heißt, und zahlreiche amerikanische Truppen waren auf der Insel stationiert. Das endete mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen unter Präsident Jimmy Carter.
Im Gegenzug erließ der US-Kongress ein bis heute gültiges Gesetz, dass die Regierung verpflichtet, eine gewaltsame Veränderung von Taiwans Status Quo zu verhindern. Es ist auch die Grundlage für die amerikanischen Waffenlieferungen.
Einige US-Soldaten schon länger vor Ort
2019 hatten die USA bestätigt, dass sich schon seit 2005 einige aktive Soldaten – darunter auch Marines – zum Schutz ihrer inoffiziellen Vertretung in Taiwan befinden, wie es bei amerikanischen Botschaften auch üblich ist. 2020 teilte die amerikanische Vertretung mit, dass seit 2016 technische Spezialisten des US-Heeres Taiwans Militär vor Ort ausbilden und beraten.
Vor einem Jahr hatte die taiwanische Presse unter Berufung auf das Marinekommando der Regierung berichtet, Marinesoldaten und Spezialkräfte der USA seien in Taiwan eingetroffen, um taiwanische Streitkräfte zu schulen. Diese Berichte wurden damals allerdings von den taiwanischen und US-Behörden dementiert.
Beobachter halten es für wahrscheinlich, dass das Pentagon nun selbst die Nachricht über die Entsendung der Spezialkräfte lancierte, um Taiwans Bedeutung zu betonen und Peking von riskanten Militäraktionen abzuhalten.
Zuletzt waren ungewöhnlich viele chinesische Kampfflieger an mehreren Tagen in die Luftverteidigungszone Taiwans eingedrungen. Taiwans Verteidigungsminister warnte, bis 2025 könne die Volksrepublik militärisch für einen Angriff gerüstet sein.
Neben seiner Rolle als bedrohter Demokratie ist Taiwan mit seinen mit 23 Millionen Einwohnern der wichtigste Standort der globalen Halbleiter-Industrie. Außerdem hat es durch seine Lage in der sogenannten „ersten Inselkette“, die China vom Pazifik trennt, für die USA wie auch für die Volksrepublik große strategische Bedeutung. Es gilt als denkbar, dass Peking mit Taiwan unter seiner Kontrolle die Seewege zu den US-Verbündeten Japan und Südkorea abschneiden könnte.