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Historisches Treffen : Der Papst und der Großajatollah hinter verschlossenen Türen

Papst Franziskus und Großajatollah Ali al Sistani am 6. März in Nadschaf Bild: dpa

Papst Franziskus ist am Samstag mit Großajatollah Ali al Sistani zusammengetroffen. Anschließend erklärte Iraks Ministerpräsident den 6. März zum Feiertag.

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          Der zweite Tag der Reise von Papst Franziskus im Irak war an Symbolkraft kaum zu überbieten. Über dem Süden des Landes wölbte sich ein stahlblauer Himmel. Die Luft war klar und kühl, der Wind mitunter frisch, aber doch nicht so stark, dass er den Sand der Wüste, die sich von hier nach Westen hin bis weit nach Saudi-Arabien hinein erstreckt, ins Tal von Euphrat und Tigris getragen hätte. 

          Matthias Rüb
          Politischer Korrespondent für Italien, den Vatikan, Albanien und Malta mit Sitz in Rom.

          Am Morgen kam es in der heiligen Stadt Nadschaf zur vielleicht wichtigsten Begegnung dieser 33. Auslandsreise von Papst Franziskus. Um neun Uhr Ortszeit stattete Franziskus dem schiitischen Großajatollah Ali al Sistani einen Besuch ab, der offiziell als private Höflichkeitsvisite bezeichnet wurde. Nach dem Treffen der Geistlichen erklärte Iraks Ministerpräsident den 6. März zum Feiertag. Er solle zum Nationalen Tag der Toleranz und Koexistenz werden, teilte Mustafa al Kasimi am Samstag mit.

          Nach Angaben des vatikanischen Presseamtes dauerte die Begegnung hinter verschlossenen Türen rund 45 Minuten. Neben Franziskus nahm auch der Patriarch der chaldäisch-katholischen Kirche, Kardinal Louis Raphael I. Sako, an dem Treffen mit Sistani teil: Sako ist der „Architekt“ des historischen ersten Besuches eines Papstes im Irak , insbesondere der Begegnung von Franziskus mit Sistani. Franziskus hob in dem Gespräch mit dem 90 Jahre alten Ajatollah nach Angaben des vatikanischen Presseamtes „die Bedeutung der Zusammenarbeit und der Freundschaft zwischen den Religionsgemeinschaften hervor“.

          „Stimme zur Verteidigung der Schwächsten und der Verfolgten“

          Der Papst dankte Sistani dafür, dass dieser „angesichts der Gewalt und der großen Schwierigkeiten der vergangenen Jahre seine Stimme zur Verteidigung der Schwächsten und der Verfolgten erhoben und die Heiligkeit des menschlichen Lebens und die Wichtigkeit der Einheit des irakischen Volkes betont“ habe. Beim Abschied versicherte Franziskus, dass er in seinem Gebet „zu Gott, dem Schöpfer aller Menschen, um eine Zukunft in Frieden und Geschwisterlichkeit für das geschätzte Land des Iraks, für den Nahen Osten und die ganze Welt“ bitten werde. Von Sistanis Büro wurde mitgeteilt, der Großajatollah habe dem Papst seinen Dank für dessen Besuch in Nadschaf ausgesprochen.

          Der Ajatollah habe mit dem Papst über Unterdrückung, Armut und Verfolgung vieler Völker im Nahen Osten gesprochen und dabei auch die Lage der Palästinenser erwähnt. Der auch politisch eminent einflussreiche geistliche Führer der irakischen Schiiten habe versichert, er werde sich auch künftig persönlich dafür einsetzen, „dass die christlichen Bürger wie alle Iraker in Frieden und Sicherheit leben können, mit all ihren verfassungsmäßigen Rechten“. Eine gemeinsame Erklärung unterzeichneten die beiden erwartungsgemäß nicht.

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