
Kanzler reist nach Tokio : Deutscher Neustart in Asien
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Bundeskanzler Olaf Scholz und der japanische Ministerpräsident Fumio Kishida am 28. April in Tokio Bild: AP
In Asien achtete Deutschland bisher vor allem auf den Handel mit China. Die Japan-Reise des Kanzlers ist hoffentlich Ausdruck einer stärker strategisch ausgerichteten Politik.
Der offizielle Anlass der Japanreise des Bundeskanzlers ist die deutsche G-7-Präsidentschaft, aber das war hoffentlich nicht der einzige Grund für den weiten Flug, den Scholz mitten in der Ukrainekrise unternahm. Jahrelang sind deutsche Regierungschefs in Begleitung von großen Manager-Delegationen nach China gepilgert, weil sie zuallererst auf Exportinteressen achteten. Die westlichen Verbündeten in Asien, zu denen nicht nur Japan gehört, fanden meist weniger Beachtung als das autoritäre China, das sich immer stärker als Gegenpol zu Amerika und Europa positionierte und Putin bis heute die Treue hält.
Dass die erste Asienreise des Kanzlers also nicht nach Peking führte, sollte Teil einer strategischen Neuaufstellung Deutschlands werden, die auch in anderen Weltregionen nötig ist. Wenn China sich eng mit Russland verbündet, dann ist es sinnvoll, dass Deutschland seine Beziehungen zu anderen wichtigen Ländern in Asien ausbaut. Denn in der Tat ist zum Beispiel Japan „ein Wertepartner“, wie Scholz das in Tokio nannte.
Auch Indien gehört zu den Staaten auf diesem immer wichtigeren Kontinent, denen man in Berlin mehr Aufmerksamkeit schenken sollte; in der kommenden Woche wird Ministerpräsident Modi in Berlin erwartet. Das bedeutet nicht, dass Deutschland den Chinahandel aufgeben muss. Aber von den politischen Beziehungen sollte er getrennt werden, soweit das möglich ist.