Ökonom William Easterly : „Entwicklungshilfe ist Wohlfühlprogramm“
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Goma, Kongo: Die Bedürftigkeit ist grenzenlos, aber die Möglichkeiten der Hilfe sind es nicht. Es gilt, Prioritäten zu setzen Bild:
Die Tragödie sei, dass die Entwicklungshilfe für alle funktioniere, außer für die Armen, sagte der Professor für Ökonomie und Afrikastudien William Easterly im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
Der Ökonom William Easterly hat Entwicklungshilfe als ein Wohlfühlprogramm der reichen Länder bezeichnet. Die Tragödie sei, dass die Entwicklungshilfe für alle funktioniere, außer für die Armen, sagte der Professor für Ökonomie und Afrikastudien an der New York University im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. „Die Regierungen der reichen Länder können ihren Wählern sagen: Hier ist dieses furchtbare Problem, und wir versuchen es zu lösen. Dabei sind die Wähler nicht gut informiert, was in den abgelegenen Dörfern wirklich passiert.“
Ausländische Hilfe habe dort die schlechtesten Resultate erzielt, wo am stärksten versucht worden sei, den Leuten zu helfen. „In Schwarzafrika, wohin seit den sechziger Jahren 600 Milliarden Dollar Hilfsgelder geflossen sind, hat sich der Lebensstandard praktisch nicht verändert.“ Man könne die Probleme Afrikas nicht dadurch lösen, dass man die armen Länder einfach mit Geld überschwemme. Das System der Entwicklungshilfe habe versagt. So sei es seltsam, bei einer nicht heilbaren Krankheit wie Aids alle Bemühungen darauf zu richten, dass der todkranke Patient ein bisschen länger lebe, statt zu versuchen, die Krankheit unter Kontrolle zu bekommen. Es koste 2000 Dollar, um das Leben eines einzigen Aids-Patienten in Afrika um ein Jahr zu verlängern. „Mit der gleichen Summe können wir Hunderte von Menschen davor bewahren, dass sie sich anstecken.“