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Nordkoreanische Provokation : Nervosität in Canberra

Hält die Welt in Atem: Kim Jong-un beim jüngsten Raketentest. Bild: AFP

Australien erwägt angesichts des Konflikts mit Nordkorea eine Aufrüstung seiner Marine und betont seine Bündnistreue zu Amerika. Das gefällt nicht jedem.

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          Weltweit gibt es wohl kaum ein Land, das den Amerikanern in sämtlichen Krisen treuer zur Seite steht als Australien. Auch als die Spannungen mit Nordkorea ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht hatten, dauerte es nicht lange, bis die Regierung in Canberra Washington ihrer Bündnistreue versicherte. „Amerika steht zu seinen Verbündeten, und dazu gehört natürlich auch Australien. Und wir stehen zu Amerika“, hatte Premierminister Malcolm Turnbull gesagt. Er teilte mit, dass im Falle eines Angriffs auf Amerika der Pazifikpakt (auch Anzus genannt) greife und Australien den Vereinigten Staaten zur Hilfe eilen würde.

          Till Fähnders
          Politischer Korrespondent für Südostasien.

          Doch die Nervosität über die Entwicklungen auf der koreanischen Halbinsel ist auch bei den Australiern zu spüren. Der Kontinent könnte potentiell von den neu entwickelten nordkoreanischen Raketen erreicht werden. Der zuständige Minister für Rüstungsindustrie, Christopher Pyne, kündigte am Mittwoch an, dass Australien wegen dieser Bedrohung eine Aufrüstung seiner Marine erwäge. Demnach könnten drei neue Zerstörer mit zusätzlichen Fähigkeiten zur Raketenabwehr ausgestattet werden.

          Zwar hatte die Außenministerin Julie Bishop das Risiko eines Angriffs auf Australien als nicht sehr hoch bezeichnet. Aber die Regierung in Canberra macht sich offensichtlich Sorgen, dass die Konfrontation nördlich ihres traditionellen Einflussgebiets weiter eskalieren könnte. Gegenüber einem australischen Fernsehsender warnte Premierminister Turnbull am Mittwoch, die Gefahr eines Krieges nehme zu, wenn der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un seinen „provokativen Weg“ fortsetze. „Die Realität sieht allerdings so aus, dass er sofort verlieren würde, wenn er einen Krieg beginnen würde. Es wäre also in der Tat eine Selbstmordaktion“, sagte der Premierminister.

          Aufrüstung auch wegen Chinas Machtzuwachs?

          Die Krise kommt zu einer Zeit, in der Australien noch nach der richtigen Positionierung zwischen seinem traditionellen Verbündeten Amerika und seinem größten Handelspartner China sucht. Manche Australier glauben, dass sich das Land zwangsläufig stärker China annähern wird. Für viele andere ist der Machtzuwachs Chinas und die damit einhergehende Instabilität in der Region wiederum der Hauptgrund, warum Australien nun sein Militär stärken müsse. In seinem Weißbuch zur Verteidigung aus dem vergangenen Jahr hat Australien für die kommenden Jahre Ausgaben in Höhe von 195 Milliarden australischen Dollar (knapp 130 Milliarden Euro) für das Militär vorgesehen, fast 30 Milliarden Dollar mehr als ursprünglich geplant. Dazu gehört auch ein Großauftrag für den Bau von U-Booten, der im Bieterverfahren statt an das deutsche Unternehmen Thyssen-Krupp Marine Systems an den französischen Mitbewerber gegangen war.

          Erst vor wenigen Tagen haben die amerikanischen und australischen Streitkräfte wieder eine gemeinsame Militärübung veranstaltet. In einer Umfrage sprachen sich die Australier mehrheitlich für eine Fortführung der Allianz mit Amerika aus. Allerdings sehen die meisten Australier demnach nicht mehr Amerika als „besten Freund“ ihres Landes an, sondern den Nachbarn Neuseeland. Nicht wenige Australier fürchten außerdem, dass ein unberechenbarer Präsident Donald Trump unnötig an der Eskalationsschraube drehen könnte. Es gab daher Forderungen, wonach erst das australische Parlament befragt werden sollte, falls eine Militäraktion auf Seiten Amerikas gegen Nordkorea in Betracht gezogen werde.

          Dennoch hat sich die konservative australische Regierung in der Krise hinter Amerika gestellt. Dabei dürfte sich der Premierminister noch an ein missglücktes Telefonat mit Trump erinnern, bei dem dieser vor Ablauf der vereinbarten Gesprächszeit wütend aufgelegt hatte. In seinem Interview am Mittwoch verteidigte Turnbull Trump gegen Kritik und wies eine Gleichsetzung der Herangehensweise des amerikanischen Präsidenten mit jenem Kim Jong-uns kategorisch zurück. „Ich glaube, Sie sind Präsident Trump gegenüber nicht fair“, sagte er den Journalisten. Das Verhalten des Nordkoreaners sei „illegal, gefährlich, rücksichtslos und provokant“.

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