Gegenstand verschiedener neuer Bücher: der frühere amerikanische Präsident Donald Trump Bild: AFP
Mehrere Journalisten veröffentlichen neue Bücher über Donald Trump. Der gab dafür Interviews und nutzte sie vor allem, um wieder Lügen über eine „gestohlene Wahl“ 2020 zu verbreiten.
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Donald Trumps Präsidentschaft ist Geschichte – und auch die letzten Teile dieser Geschichte bekommen nochmal eigene Bücher. Mehrere neue Werke befassen sich vor allem mit Trumps letztem Amtsjahr, bevor er die Wahl gegen Joe Biden verlor.
Zwischen den Autoren und ihren „Insider“-Berichten sehen Beobachter einen Wettbewerb um die überraschendsten Neuigkeiten und tiefsten Einblicke in Trumps letzte Monate. Michael Bender, Washington-Korrespondent des Wall Street Journal, veröffentlichte vorab Auszüge aus seinem Buch „Frankly, We Did Win This Election: The Inside Story of how Trump lost“ („Offen gesagt, wir haben diese Wahl gewonnen. Wie Trump die Wahl verlor“). Andere zogen nach.
Für Carol Leonnig und Philip Rucker von der Washington Post ist „I Alone Can Fix It“ („Ich allein kann das wieder hinkriegen“) das zweite Trump-Buch nach „A Very Stable Genius“ („Ein sehr stabiles Genie“) aus dem vergangenen Jahr. „Landslide“ („Erdrutsch“) ist bereits das dritte Buch über den ehemaligen Präsidenten, das Michael Wolff auf den Markt bringt. Alle diese neuen Werke bedienen sich für den Titel bei Trumps Selbstbeschreibungen.
Eine Würdigung von Milleys Rolle
Rucker und Leonnig liefern eine geradezu minutiöse Rekonstruktion des letzten Amtsjahres. Dabei stößt man, wie in den anderen Beiträgen, auf viel Bekanntes. Doch die Autoren können auch belegen, wie weit Trumps Bemühungen gingen, das Militär zur Niederschlagung der antirassistischen Proteste nach dem Mord an George Floyd im vergangenen Jahr einzuspannen. Dabei wird auch die Rolle von General Mark Milley umfassend gewürdigt. Als Vorsitzender der Vereinigten Stabschefs der verschiedenen Militärzweige (Joint Chiefs of Staff) habe er sich den Versuchen Trumps entgegengestellt.
Die New York Times fand die entsprechenden Passagen im Buch so überzeugend, dass sie Milley als „neuen amerikanischen Helden“ bezeichnete. Rucker und Leonnig schildern Szenen basierend auf Milleys eigenen Angaben, aber auch den Erinnerungen anderer Zeugen. Der General soll demzufolge filmreife Reden gehalten haben, als er Trump die Grenzen der Verfassung aufgezeigt und dessen rechten Berater Stephen Miller mit „Halten Sie gefälligst den Mund“ abgefertigt haben soll.
Als es um den vermeintlichen „Wahlbetrug“ und die Amtsübergabe an Joe Biden ging, soll Milley Trump und Mitgliedern seines Teams entgegen gehalten haben: „Alles wird gut. Wir werden eine friedliche Übergabe der Macht haben, wir werden dieses Flugzeug sicher landen. Dies ist Amerika.“ Milley habe die Demokratie bedroht gesehen, Trump mit Hitler verglichen und gegenüber Mitarbeitern über die Situation nach der Wahl gesagt: „Das ist ein Reichstags-Moment“.
Die rechte Gruppierung „Proud Boys“, die sich von Trump ermutigt fühlte, habe er als „die gleichen Leute, die wir im Zweiten Weltkrieg bekämpft haben“ bezeichnet. Während viele Liberale und Konservative ihre Sehnsüchte nach einem „Erwachsenen im Raum“, der Trump im Zaum hielt, nachträglich erfüllt sahen, griffen manche Republikaner Milley an. In seiner Position müsse er stets politisch neutral sein, so der Vorwurf, den ihm etwa Tucker Carlson von Fox News machte. Verteidigungsminister Lloyd Austin stellte sich vor Milley und sagte, dieser habe „keinen politischen Knochen im Leib“.
Wolff kann in seinem Buch vor allem nachzeichnen, wie das Chaos im Weißen Haus 2020 immer mehr um sich griff und sich immer mehr Menschen von Trump distanzierten, bis der engste Kreis um Rudy Giuliani oder Sidney Powell einen nicht zu gewinnenden Kampf gegen das Wahlergebnis führte und bis schließlich Trumps Anhänger am 6. Januar ihre Selbsttäuschung gewaltsam nach Washington trugen.
Wolff, dem in der Vergangenheit ein etwas zu laxer Umgang mit Quellen und Fakten vorgeworfen wurde, liefert auch neue Details über Trumps Ausbrüche. Der soll sich nicht selten über seine eigenen Fans lustig gemacht haben – die habe er als „ungewaschen“ bezeichnet, sich über ihre soziale Herkunft mokiert und einmal gesagt, dass er mit dieser Klientel auch erfolgreich in eine Kette von Tattoo-Studios hätte investieren können. In der Wahlnacht soll der Verlierer sich bitter beklagt haben, als ausgerechnet Fox News Joe Biden zum Sieger in Arizona erklärte. Fox-Gründer Rupert Murdoch soll Trumps Ärger daraufhin mit einem „Fuck him“ abgetan haben.