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Gefechte in Aleppo : Russland startet neue Offensive in Syrien

  • Aktualisiert am

Ein Krankenhaus westlich von Aleppo soll nach Informationen von Kriegsbeobachtern am Dienstag von Kampfflugzeugen attackiert worden sein. Bild: Reuters

Die syrische Luftwaffe bombardiert wieder den Osten von Aleppo. Unterstützung kommt von Russland. Mit einer „groß angelegten Operation gegen Terroristen“, sagt der russische Verteidigungsminister.

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          Das russische Militär hat eine neue Luftoffensive in Syrien gestartet. „Russland hat mit einer groß angelegten Operation gegen Terroristen in den Provinzen Idlib und Homs begonnen“, sagte Verteidigungsminister Sergej Schoigu am Dienstag bei einem Treffen mit Präsident Wladimir Putin in Sotschi. Ziele seien Einrichtungen der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) und der früheren Al-Nusra-Front.

          Die Al-Nusra-Front, die ihren Namen vor kurzem in Fateh al-Scham („Front zur Eroberung Großsyriens“) geändert hat, ist ein Ableger der Al-Quaida. Vor der Offensive seien alle Ziele intensiv ausgekundschaftet worden, sagte Schoigu. Es handele sich dabei um Munitionslager, terroristische Ausbildungszentren und Fabriken. Die Angriffe würden fortgesetzt.

          An den massiven Militärschlägen seien auch russische Kriegsschiffe im östlichen Mittelmeer beteiligt, sagte Schoigu. So habe die Fregatte „Admiral Grigorowitsch“ Marschflugkörper abgefeuert,  vom Flugzeugträger „Admiral Kusnezow“ seien Kampfbomber aufgestiegen.

          Der russische Flugzeugträger „Admiral Kusnezow“
          Der russische Flugzeugträger „Admiral Kusnezow“ : Bild: AP

          Zu Aleppo äußerte sich Schoigu nicht. Nach russischen Angaben hält sich die Luftwaffe derzeit an das Moratorium für Luftangriffe auf Aleppo. Das syrische Staatsfernsehen berichtete indes, Kampfflugzeuge des Landes hätten am Dienstag Angriffe auf die Stadt geflogen. Auch Beobachter und Aktivisten berichteten, dass nach Wochen ohne Luftangriffe die von Rebellen gehaltenen Teile im Osten von Aleppo wieder von schweren Bombardements erschüttert worden seien.

          Aleppo nach Wochen der Ruhe wieder Angriffsziel

          Die Provinz Idlib wird überwiegend von einem islamistisch geführten Rebellenbündnis kontrolliert. Mindestens vier Städte in der Region seien von Angriffen getroffen worden, teilte die islamistische Rebellengruppe Nur al-Din al-Senki mit.

          Auf Aleppo wurden mindestens 14 Angriffe geflogen, sagte ein Sprecher der Rettungshelfer von der Organisation Weißhelme. Dabei seien wenigstens vier Menschen, unter ihnen zwei Kinder, getötet worden. Die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte sprach von mindestens drei Toten. Zum Teil seien Fassbomben aus Hubschraubern abgeworfen worden. „Unsere Häuser wackeln unter dem Druck. Flugzeuge fliegen über uns hinweg und die Bomben sind überall um uns herum“, berichtete ein Einwohner. Rebellen identifizierten die Flugzeuge als Kampfjets russischer Bauart.

          Westlich von Aleppo soll nach Informationen von Kriegsbeobachtern abermals ein Krankenhaus attackiert worden. Dies sei bereits der dritte Angriff auf ein Krankenhaus innerhalb von 24 Stunden, teilte die Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Bei dem Beschuss durch Kampfflugzeuge am Dienstagmorgen sei mindestens ein Mensch getötet worden. Außerdem seien Mitarbeiter und Patienten verletzt worden.

          Nach einem Luftangriff: Der zerstörte Operationssaal eines Krankenhauses westlich von Aleppo
          Nach einem Luftangriff: Der zerstörte Operationssaal eines Krankenhauses westlich von Aleppo : Bild: Reuters

          Westliche Staaten werfen den Regierungen in Damaskus und Moskau vor, in den von Rebellen kontrollierten Gebieten wiederholt Krankenhäuser und andere zivile Ziele unter Beschuss genommen zu haben. Beide weisen die Vorwürfe zurück und betonen, die Angriffe seien ausschließlich gegen militärische Ziele der Aufständischen gerichtet

          Aleppo – wichtigstes Schlachtfeld des Syrienkriegs

          In den vergangenen Monaten hatte das syrische Regime die Aufständischen im Osten Aleppos mit russischer Hilfe mit den schwersten Luftangriffen im gesamten Bürgerkrieg überzogen. Die Stadt gilt als wichtigstes Schlachtfeld zwischen Regierungstruppen und Rebellen in Syrien. Im Osten der Stadt sollen sich bis zu 300.000 Zivilisten aufhalten.

          Regimenahe syrische Medien hatten in den vergangenen Tagen berichtet, eine große Offensive auf Aleppo mit Flugzeugen und Bodentruppen stehe bevor. Zivilisten und Kämpfer waren aufgefordert worden, die Stadt zu verlassen. Ärzte ohne Grenzen (MSF) bekräftigte unterdessen, dass es für die Menschen im belagerten Ostteil keinen Weg nach draußen gebe. Hilfslieferungen könnten nicht zu den Notleidenden in der Stadt gelangen.

          Der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und das Welternährungsprogramm (WFP) teilten derweil mit, dass die Produktion von Nahrungsmitteln in Syrien auf den niedrigsten bislang gemessenen Stand gefallen sei. Je nach Bereich sei die Produktion um teilweise mehr als die Hälfte gesunken.

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