Wie Macron die Nato aus dem Winterschlaf gerissen hat
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Für einen Weckruf hält der frühere Außenminister Hubert Védrine die Äußerung des französischen Präsidenten Macron über den „Hirntod“ der Nato. Bild: Reuters
Der frühere französische Außenminister erklärt, weshalb er vom Nato-Skeptiker zum Verfechter eines handlungsfähigeren Verteidigungsbündnisses wurde.
Die „konstruktive Aggression“ des französischen Präsidenten hat sich gelohnt. So stellt es zumindest Hubert Védrine dar. Den früheren französischen Außenminister hat Emmanuel Macron nach seinen „Hirntod“-Äußerungen im vergangenen Jahr in die Expertengruppe zur Reform der Nato entsandt. Im Gespräch mit der F.A.Z. nennt Védrine die jetzt vorgestellten 138 Vorschläge einen „guten Kompromiss“. Natürlich bleibe die strategische Autonomie Europas „ein rotes Tuch“, aber Védrine will eine deutlich größere Bereitschaft unter den Verbündeten wahrgenommen haben, die europäischen Verteidigungsanstrengungen als Verstärkung der Nato zu tolerieren. Zwischen den „Hunderten Verhandlungsstunden“ stimmte sich der Diplomat eng mit Macron und mit Außenminister Jean-Yves Le Drian ab, einem alten Weggenossen aus der Sozialistischen Partei.

Politische Korrespondentin mit Sitz in Paris.
Eine Blockade sei vermieden worden, sagt Védrine. Die grundsätzlichen Bedenken des amerikanischen Außenministers Mike Pompeo, der im Frühjahr 2019 vor einer „unnötigen Konkurrenz zwischen der Nato und der EU“ gewarnt hatte, hätten sich verflüchtigt. Védrine zieht eine historische Parallele zur europäischen Bedeutung der französischen Nuklearstreitkräfte. Lange habe die Nato mit dem auf nationaler Unabhängigkeit beruhenden französischen Konzept der „Force de Frappe“ gehadert. 1974 wurde in der Erklärung von Ottawa der nukleare Beitrag Frankreichs und Großbritanniens zugunsten des transatlantischen Verteidigungsbündnisses jedoch anerkannt.
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