Alte deutsche Schuld in Namibia
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Daniel Maekopo (rechts) und seine Mitstreiter demonstrieren in Tracht gegen das Abkommen mit Deutschland. Bild: Claudia Bröll
Der koloniale Völkermord an den Herero und Nama ist bis heute in Namibia gegenwärtig. Viele Nachfahren der Opfer wollen die Aussöhnung nicht annehmen, die Berlin ihnen angeboten hat. Eine Reportage.
Wenn sich Ngeke Katjangua zum Sonnenuntergang gemütlich niederlässt, entzündet er ein kleines Feuer auf dem Sandboden seines Familiengehöfts. Außen herum gibt es nicht viel: Sand, Dornbüsche, Termitenhügel, so weit das Auge reicht. Der 59 Jahre alte Herero lebt hier mit einem Teil seiner großen Familie. Er selbst hat zwölf Kinder und ein paar Dutzend Enkelkinder, genau weiß er es nicht. Jeden Morgen und Abend entfacht er das „heilige Feuer“. Es ist ein religiöses Ritual seiner Volksgruppe in Namibia. Das Feuer soll heilende Wirkung haben, den Kontakt zu den Vorfahren herstellen.
In seinem Fall ist die Sache mit den Vorfahren und dem Heilungsprozess etwas kompliziert. Sein Großvater sei ein deutscher Soldat im damaligen Deutsch-Südwestafrika gewesen, erzählt er in Otjiherero, der Sprache der Herero. Er holt zwei verblasste Schwarz-Weiß-Fotos aus seinem Haus. Auf dem einen Foto ist ein Mann mit Tirolerhut und Oberlippenbart zu sehen, der Großvater. Das andere zeigt seinen Vater Job Katjangua neben seiner ältesten Schwester in Herero-Tracht. Der Vater hat eine helle Hautfarbe, sieht dem deutschen Großvater ähnlich. Auch Ngeke kann seine Herkunft väterlicherseits nicht verleugnen.
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