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Terrorismus : IS verbrennt jordanischen Piloten offenbar bei lebendigem Leib

In Jordanien hatte es Demonstrationen für die Freilassung des Piloten gegeben Bild: dpa

Der von der IS-Terrormiliz gefangene jordanische Pilot Moaz Kasasbeh ist vermutlich tot. Ein im Internet veröffentlichtes Video zeigt mutmaßlich, wie die Geisel verbrannt wird. Jordaniens Regierung hat eine „fürchterliche“ Antwort angekündigt.

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          Die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) hat den in Syrien verschleppten jordanischen Piloten Moaz Kasasbeh offenbar bei lebendigem Leibe verbrannt. Ein 22 Minuten langes Video, das der IS am Dienstagabend im Internet veröffentlichte, zeigt mutmaßlich den Todeskampf der Geisel in einem in Flammen stehenden Eisenkäfig. Das amerikanische Außenministerium teilte mit, die Echtheit des Videos werde geprüft.

          Hans-Christian Rößler
          Politischer Korrespondent für die Iberische Halbinsel und den Maghreb mit Sitz in Madrid.

          Außenminister Frank-Walter Steinmeier zeigte sich „zutiefst erschüttert“. „Sollte sich das Video seines abscheulichen Todes als authentisch erweisen, läge das jenseits jeder menschlichen Vorstellungskraft“, teilte der Minister mit. Amerikas Präsident Barack Obama verurteilte die Terrormiliz als „bösartige und barbarische Organisation“. Die mutmaßliche Ermordung werde die Bemühungen des Anti-IS-Bündnisses nur verdoppeln, sagte Obama am Dienstag während eines Treffens im Weißen Haus. „Welche Ideologie sie auch immer bedienen, sie ist ruiniert“, sagte Obama. General Lloyd Austin würdigte den Piloten als „mutigen und ehrenvollen“ Kämpfer im Krieg gegen die Extremisten.

          Die jordanische Regierung kündigte eine „fürchterliche“ Antwort an. Aus Sicherheitskreisen in Amman verlautete, die irakische Terroristin Sadschida al Ridschawi, deren Freilassung der IS im Austausch gegen Kasasbeh gefordert hatte, werde noch an diesem Mittwoch hingerichtet. Laut dem jordanischen Staatsfernsehen hatte der IS den Piloten, der mit seinem Kampfflugzeug im Dezember über Syrien abgeschossen worden war, bereits am 3. Januar getötet. Die Regierung in Amman hatte noch in der vergangenen Woche vergeblich ein Lebenszeichen von den Geiselnehmern als Bedingung für eine Freilassung Ridschawis gefordert.

          Anfangs hatte man noch gehofft, dass zusammen mit ihm auch die japanische Geisel Goto freikommen könnte. In der Nacht zum Sonntag tauchte jedoch ein Video auf, das offenbar die Enthauptung des Journalisten zeigte, der im vergangenen Oktober in Syrien verschleppt worden war.

          In Jordanien hatten sich viele Menschen mit dem jungen Piloten solidarisiert, der einem einflussreichen Stamm angehörte. Es wurde für ihn gebetet, demonstriert und im Internet gab es zahlreiche Kampagnen für seine Freilassung. Vielen Jordaniern war das Leben von Kasasbeh wichtiger als eine harte Linie gegenüber dem IS. Das liegt auch daran, dass in Jordanien die Beteiligung des Landes an der internationalen Anti-IS-Koalition wenig Unterstützung findet.

          Perfider Anschlag auf Hochzeitsgesellschaft

          Zudem war man überrascht, dass der IS ausgerechnet die Freilassung einer Terroristin forderte, die schon fast in Vergessenheit geraten war. Die 46 Jahre alte Irakerin Sadschida al Ridschawi war eine von vier Terroristen, die 2005 versucht hatten, den Terror aus dem Irak ins Nachbarland Jordanien zu tragen. Treibende Kraft war der aus Jordanien stammende Führer von Al Qaida im Irak, Abu Musab al Zarqawi. Sie verübten Selbstmordanschläge in drei Hotels in Amman mit 57 Toten.

          Perfide war der Anschlag auf eine Hochzeitsgesellschaft im Radisson-Hotel: Gemeinsam mit ihrem Ehemann betrat Ridschawi den Saal, dann zündeten sie ihre Sprengstoffgürtel. Ridschawis Mann wurde getötet, ihr eigener Sprengsatz detonierte nicht. Sadschida al Ridschawi stammt aus der irakischen Provinz Anbar, unter deren sunnitischen Einwohnern sich zunächst Al Qaida und später der IS festsetzten. Der Tod ihres ersten Ehemanns und zweier ihrer Brüder, die im Kampf gegen die amerikanischen Truppen im Irak getötet wurden, soll sie so radikalisiert haben, dass sie sich als Selbstmordattentäterin rekrutieren ließ.

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