Juden in Frankreich : Aufruf zur Auswanderung
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„Israel ist Euer Heim“: Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Bild: Reuters
Israel fordert französische Juden auf, ihrer alten Heimat den Rücken zu kehren. Schon vor den Attentaten in Paris ließen sich im Jahr 2014 so viele wie nie zuvor in Israel nieder.
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und führende israelische Politiker haben die französischen Juden dazu aufgerufen, nach Israel auszuwandern. „Israel ist Euer Heim“, sagte Netanjahu. Alle Einwanderer werde man mit „offenen Armen“ empfangen, versprach er am Sonntag vor seinem Abflug nach Paris zur großen Gedenkveranstaltung, wohin ihn auch Außenminister Avigdor Lieberman und Wirtschaftsminister Naftali Bennett begleiteten.
Am sichersten seien die französischen Juden, wenn sie sich in Israel niederließen, sagte Lieberman. Mit einem ähnlichen Appell hatte sich am Wochenende auch der frühere Finanzminister Jair Lapid an die jüdische Gemeinde in Frankreich gewandt. In Israel bereitete sich die Kibbuz-Bewegung darauf vor, hundert neue Einwanderer aus Frankreich aufzunehmen, um ihnen beim Start in ihr neues Leben zu helfen.
Schon vor den jüngsten Anschlägen kamen immer mehr französische Juden nach Israel, die sich in ihrer alten Heimat nicht mehr sicher und willkommen fühlten. Besonders das Massaker mit vier Toten, das der aus Algerien stammende Mohamed Merah im März 2012 an der jüdischen Schule in Toulouse angerichtet hatte, bestärkte viele in ihrer Absicht, Frankreich zu verlassen. Im vergangenen Jahr zählte die halbstaatliche Einwanderungsorganisation „Jewish Agency“ etwa 7000 Einwanderer aus dem Land, etwa doppelt so viele wie im Jahr 2013.
Für das neue Jahr rechnete man – vor den Attentaten in Paris - mit 10.000 französischen Einwanderern; jetzt wird ihre Zahl vermutlich noch steigen. Im vergangenen Jahr informierten sich 50.000 der insgesamt gut 600.000 französischen Juden bei der „Jewish Agency“ über Möglichkeiten für eine Auswanderung, wie die Zeitung „Jerusalem Post“ berichtete. Am Dienstag soll Yoav Hattab, der am Freitag in dem Pariser Supermarkt ums Leben kam, in Jerusalem beerdigt werden. Das habe sein Vater, der Rabbiner Benjamin Hattab, Ministerpräsident Netanjahu mitgeteilt, meldete am Sonntag der israelische Rundfunk. Möglicherweise werden weitere Opfer aus Paris in Jerusalem beigesetzt. Israel verstärkte unterdessen den Schutz seiner diplomatischen Vertretungen und jüdischer Einrichtungen nicht nur in Frankreich, sondern auch in anderen europäischen Ländern. In Sicherheitskreisen ist man um die Zehntausenden israelischen Touristen besorgt, die jedes Jahr nach Europa reisen.