Israel-Reise : Unterschiedliche Meinungen über Obamas Besuch
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Präsident Obama (Mitte) in der „Halle der Namen“ Bild: dpa
Obama hat seine Israel-Reise mit einem Besuch in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem beendet. Die Reaktionen von Israelis und Palästinensern auf seinen Besuch sind gespalten.
Ein Sandsturm hat am Freitag die Nahost-Reise des amerikanischen Präsidenten Barack Obama behindert. Am Morgen suchte er die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem sowie die Gräber von Theodor Herzl und Itzhak Rabin auf. Ein starkes Israel sei der Garant dafür, dass es niemals wieder zu einem Holocaust komme, sagte der amerikanische Präsident. Danach musste er - statt mit dem Hubschrauber zu fliegen - mit dem Auto nach Bethlehem fahren, wo er zusammen mit dem palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas die Geburtskirche besuchte. Damit habe Obama seine Solidarität mit den Christen im Nahen Osten und anderen bedrohten Minderheiten zum Ausdruck bringen wollen, hieß es dazu aus dem Weißen Haus.
Weiter nach Jordanien
Wegen des schlechten Wetters wurde die Abschiedsfeier auf dem Tel Aviver Flughafen abgesagt. Von dort flog der Präsident zu Gesprächen mit dem jordanischen König Abdullah nach Amman, wo es zuvor Proteste gegen seinen Besuch gab. Es wurde erwartet, dass in Jordanien der Bürgerkrieg im benachbarten Syrien im Mittelpunkt stehen wird.
In Israel hatte Obamas Reise in der Bevölkerung wie der politischen Führung ein weitgehend positives Echo gefunden. Staatspräsident Schimon Peres sprach von einem „historischen“ Ereignis und lobte den Präsidenten als einen inspirierenden Politiker. „Er lässt uns mit einer wunderbaren Rede und dem Stillstand zurück, den es vor seiner Ankunft gab“, kommentierte die Zeitung „Jediot Ahronot“. Obama sei es gelungen, die Aufmerksamkeit vom Atomstreit mit Iran wieder auf die Friedensbemühungen mit den Palästinensern zu lenken, merkte die Zeitung „Maariv“ an. Dabei habe er sich Verbündete unter den jungen Israelis und Palästinensern gesucht. Der neue Wirtschaftsminister und Vorsitzende der nationalreligiösen Partei „Jüdisches Heim“, Naftali Bennett, hielt dagegen Obama vor, dass es nicht möglich sei, dass ein Volk einen Teil seines eigenen Landes militärisch besetze; nach Bennetts Ansicht gehört das Westjordanland zu Israel. Die Likud-Abgeordnete Miri Regev warf Obama vor, er habe mit seiner Rede Ministerpräsident Benjamin Netanjahu beleidigt. Der Präsident hätte seine Rede im Parlament halten und nicht „über die Köpfe der Politiker hinweg“ sprechen sollen.
In den Palästinensergebieten dominierten Kritik und Enttäuschung. „Obama, der Israeli“ lautete die Überschrift eines Kommentars der Zeitung „Al Quds“. Obama habe sich „jüdischer als die Juden“ gezeigt, sagte ein Fatah-Mitglied der israelischen Zeitung „Haaretz“. In der politischen Führung in Ramallah war offenbar die Frustration darüber groß, dass Obama Präsident Abbas von der Forderung nach einem Baustopp in den Siedlungen habe abbringen wollen. PLO-Führungsmitglied Mohammed Stayeh erwartet daher nicht, dass der Besuch des Präsidenten zu neuen Friedensverhandlungen führt. Abbas lobte jedoch Obamas Jerusalemer Rede, in der sich dieser zur Zwei-Staaten-Lösung bekannte hatte. Das halte auch Abbas für den richtigen Weg, sagte Chefunterhändler Saeb Erekat.