Krieg ist Syrien : Ischinger: Das ist eine Schande für Europa
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Klare Worte: Der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz Wolfgang Ischinger, hier auf einer Pressekonferenz im Februar 2016 Bild: dpa
Wolfgang Ischinger geht mit Europa hart ins Gericht. Der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz wirft dem Kontinent in Syrien völliges Versagen vor - und fordert eine gemeinsame Initiative.
Der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, sieht Europa bei der Lösung des Syrienkonfliktes in der Pflicht. „Was in Syrien geschieht, ist eine Schade für Europa“, sagte Ischinger der Zeitung „Handelsblatt“ (Dienstag). Es sei einfach, mit dem Finger auf Russen und Amerikaner zu zeigen. Die Europäer hätten völlig versagt, weil sie ihre Verantwortung nicht wahrgenommen hätten.
Ischinger forderte, die Kriegsparteien mit politischen und wirtschaftlichen Anreizen zum Einlenken zu bewegen. „Europa könnte versprechen, einen zweistelligen Milliardenbetrag in den Wiederaufbau Syriens zu investieren, falls die Feuerpause eingehalten wird“, sagte der frühere Diplomat. Die unter anderem von Außenminister Frank-Walter Steinmeier geforderten Flugverbotszonen ließen sich nur militärisch durchsetzen. „Das gilt dann auch für Deutschland“, sagte Ischinger.
Dem russischen Präsidenten Wladimir Putin warf Ischinger vor, die letzten Monate der amerikanischen Regierung unter Präsident Barack Obama nutzen zu wollen, um „mit der Abrissbirne“ gegen die „Pax Americana“ vorzugehen. „Er möchte eine andere Weltordnung errichten und setzt darauf, dass er 2017 einen strategischen Deal auf Augenhöhe mit dem nächsten amerikanischen Präsidenten machen kann.“