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Irak : IS-Miliz greift überraschend Millionenstadt Kirkuk an

  • Aktualisiert am

Bild: Reuters

Im dichten Nebel haben IS-Kämpfer im Irak die Millionenstadt Kirkuk angegriffen und den ranghöchsten kurdischen Peschmerga-Kommandeur getötet. Sie stoßen auf massive Gegenwehr. Die Kämpfe dauern an.

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          Wenige Tage nach der Niederlage in der Schlacht um die nordsyrische Kurdenenklave Kobane haben Einheiten des „Islamischen Staats“ am Freitag Kirkuk angegriffen. Ein irakisch-kurdischer General und fünf weitere Kämpfer wurden dabei getötet, Dutzende Menschen verletzt. Der Angriff auf die seit Sommer von irakisch-kurdischen Peschmerga-Einheiten kontrollierte Ölstadt, die auch als „kurdisches Jerusalem“ bezeichnet wird, begann am frühen Freitagmorgen in dichtem Nebel an drei Fronten.

          Der getötet Shirko Fateh war der ranghöchste Peschmerga-Offizier in der Provinz. In der Nähe des Polizeihauptquartiers im Zentrum der nordirakischen Stadt explodierte am Freitag eine Autobombe. IS-Einheiten gelang es Agenturberichten zufolge außerdem, einen bislang von den Peschmerga gehaltenen Bezirk am Stadtrand von Kirkuk einzunehmen. Der Gouverneur der Unruheprovinz verhängte daraufhin eine Ausgangssperre.

          Schiitische Freiwilligenverbände aus der südöstlich von Kirkuk gelegenen Stadt Tuz Khurmatu eilten den Peschmerga-Kämpfern am Freitag zur Hilfe, teilte ein Sprecher der Badr-Miliz mit. Seit dem Blitzkrieg des von Abu Bakr al Bagdadi geführten „Islamischen Staats“ im Juni vergangenen Jahres ist es schiitischen Milizen gemeinsam mit den Peschmerga an einigen Orten im Nordirak gelungen, den IS zurückzudrängen. Irakische Regierungstruppen zogen sich weitgehend kampflos aus dem Nordirak zurück. Die Grenze zwischen kurdischem Territorium und dem vom IS kontrollierten Gebiet verläuft südwestlich Kirkuks.

          Kirkuk mit etwa einer Million überwiegend kurdischen Einwohnern ist ein Zentrum der irakischen Erdöl-Industrie. Seit sich die irakische Armee im vergangenen Jahr angesichts der Angriffe des IS zurückgezogen hat, verteidigen kurdische Peschmerga-Einheiten die Stadt.

          Ein Korrespondent der Nachrichtenagentur „Basnews“ sagte, dass Hunderte kurdische Bewohner Kirkuks sich nach Beginn der Angriffe bewaffnet hätten und den Peschmergasoldaten an den Fronten zu Hilfe geeilt seien. Zugleich sei eine Ausgangssperre verhängt worden. Die Kämpfe dauerten am Freitagmittag an, die Lage sei aber „unter Kontrolle“, hieß es vonseiten der Peschmerga. Inzwischen hätten kurdische Soldaten mit Hilfe neuer Luftschläge der amerikanisch geführten internationalen Koalition die sunnitischen Extremisten zurückgedrängt.

          In der irakischen Hauptstadt Bagdad starben bei einem Doppelanschlag laut Medienberichten mindestens 44 Menschen. Die Sprengsätze seien auf einem zentralen Markt, auf dem auch gebrauchte Militäruniformen verkauft werden, explodiert berichtete das Nachrichtenportal „Sumaria News“. Mindestens 70 Menschen wurden verletzt. Unter den Opfern seien auch Sicherheitskräfte. Zu der Tat bekannte sich zunächst niemand.

          Bild: F.A.Z.

          Im Irak sowie in Syrien hat die Terrormiliz Islamischer Staat große Landstriche unter ihrer Kontrolle. Die im syrischen Bürgerkrieg erstarkten Extremisten hatten sich im vergangenen den jahrelangen Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten im Irak zunutze gemacht, die Millionenstadt Mossul erobert und waren weiter in Richtung Bagdad vormarschiert. Ein militärischer Sieg gegen den IS ist nicht in Sicht.

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