
Nach Obamas Intervention : Waffenruhe zwischen Türken und Kurden in Syrien
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Der kurdische Militärrat der Stadt Dscharablus und die Türkei haben die Feuerpause auf Intervention der Vereinigten Staaten verabredet. Bild: AP
Nach der Eskalation im Norden von Syrien sollen sich Türkei und kurdische Rebellen auf eine Waffenruhe geeinigt haben. Damit reagiert Erdogan auf den Druck von Obama. Der IS verkündete den Tod seines Sprechers al-Adnani.
Nach der Eskalation der Gewalt zwischen Türken und Kurden in Nordsyrien haben sich die Konfliktparteien Berichten zufolge auf eine Waffenruhe geeinigt. Der kurdische Militärrat der Stadt Dscharablus und die Türkei hätten die Feuerpause auf Intervention der Vereinigten Staaten verabredet, berichtete die kurdische Nachrichtenagentur Firat am Dienstag und stützte sich auf „Militärquellen in der Region“. Zuvor hatte ein Sprecher kurdischer Milizen der Deutschen Presse-Agentur von der Waffenruhe berichtet.
Die Türkei und syrische Rebellen hatten vor einer Woche in Nordsyrien eine Offensive begonnen, bei der auf kurdischer Seite zahlreiche Kämpfer umkamen. Sie richtet sich gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) sowie die von der Kurdenmiliz YPG dominierten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF). Letztere wiederum sind in Syrien wichtigster Partner der amerikanisch geführten Koalition, die den IS aus der Luft bombardiert.
Die Vereinigten Staaten forderte beide Partner auf, sich auf den gemeinsamen Feind IS zu konzentrieren. „Es ist nicht hilfreich, sie gegeneinander kämpfen zu sehen“, sagte der Kommandeur des amerikanischen Zentralkommandos, General Joseph Votel, in Washington. Ähnlich hatte sich der amerikanische Verteidigungsminister Ashton Carter geäußert. Die Bekämpfung der IS-Dschihadisten sei eine „Grundlage unserer Zusammenarbeit“ mit Türken und Kurden.
Auch Präsident Barack Obama schaltete sich in den eskalierenden Konflikt ein. Obama will am Sonntag vor Beginn des G20-Gipfels in der ostchinesischen Stadt Hangzhou den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan treffen, um ein Ende der jüngsten Gewalt zu erreichen.
Erdogan hatte dagegen zum „Feiertag des Sieges“ in der Türkei am Dienstag mitgeteilt: „Unsere Operationen werden weitergehen, bis Terrororganisationen wie Daesch, die PKK und ihr syrischer Ableger YPG keine Gefahr mehr für unsere Bürger sind.“ Die Türkei werde bei den Einsätzen „sowohl zu Hause als auch in Nachbarländern“ keinen Unterschied zwischen den verschiedenen „Terrororganisationen„ machen. Daesch ist die arabische Abkürzung für den IS.
Die protürkischen Rebellen hatten in den vergangenen Tagen zahlreiche Dörfer in Nordsyrien eingenommen, die meisten von den SDF. Sie rückten bis auf wenige Kilometer auf die Stadt Manbidsch vor, die von der Kurdenallianz kontrolliert wird.
Obama will mit Erdogan beim G20-Gipfel sprechen
Die Kurden beherrschen in Nordsyrien den größten Teil der Grenze zur Türkei und haben dort eine Selbstverwaltung errichtet. Die türkische Regierung fordert von der YPG, dass sie sich auf das Gebiet östlich des Euphrats zurückzieht. Sie will verhindern, dass die Kurden ihren Einfluss in Nordsyrien noch weiter ausdehnen. Die YPG ist eng mit der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK verbunden.
Der amerikanische Verteidigungsminister Carter versicherte, die YPG „wird sich zurückziehen und zieht sich zurück“. Der amerikanische Vizesicherheitsberater Ben Rhodes sagte, Obama wolle mit Erdogan am Rande des G20-Gipfels darüber sprechen, „dass wir vereint bleiben müssen“ in den Bemühungen gegen den IS.
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„Unsere Botschaft an die Türkei ist klar“, sagte Rhodes weiter. Die Vereinigten Staaten unterstützten das Ziel des türkischen Einmarsches vom vergangenen Mittwoch, den IS aus der syrischen Grenzstadt Dscharablus zu vertreiben und die Grenzregion zu sichern. Die Vereinigten Staaten seien aber gegen einen Vormarsch der Türkei gegen die von der YPG angeführten Milizen.
Von Kurden angeführte Milizen beschuldigten die Türkei, Einwohner aus der Region um Manbidsch zu vertreiben. Dabei seien „Massaker“ Teil einer „systematischen Politik gegen Zivilisten“, erklärte Scherwan Darwisch, Sprecher des Militärrates von Manbidsch. Dieser ist eng mit den SDF verbunden. Scherwan warf der Türkei große Nähe zum IS vor.
Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu hatte der Kurdenmiliz YPG zuvor „ethnische Säuberung“ in Manbidsch vorgeworfen. Es gehe ihr um die Vertreibung der Araber aus der Region um die Stadt.
IS verkündet Tod seines Sprechers
Einer der höchsten Anführer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ist nach Angaben der Extremisten in Nordsyrien getötet worden. IS-Sprecher Abu Mohammed al-Adnani sei in Aleppo als „Märtyrer“ ums Leben gekommen, als er Militäroperationen inspiziert habe, teilte die Terrormiliz am Dienstagabend im Internet mit.
Die Echtheit der Mitteilung ließ sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Sie wurde aber über die üblichen IS-Kanäle verbreitet. Auch das IS-Sprachrohr Amakk berichtete über Al-Adnanis tot.
Al-Adnani gehörte zu den berüchtigtsten Namen der Dschihadisten. Bekannt wurde er durch Audiobotschaften im Internet, in denen er den Gegnern des IS mit Angriffen drohte. Al-Adnani war es auch, der im Sommer 2014 in einer Audiobotschaft das „Kalifat“ des Islamischen Staates ausrief und den IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi zum „Kalifen“ erklärte.