Supreme Court : Abtreibung nach Urteil ab sofort in einigen US-Bundesstaaten verboten
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Demonstranten gegen die Abschaffung des Rechts auf Abtreibung zogen in New York City durch die Straßen. Bild: AP
In Staaten wie Arkansas, Kentucky oder Louisiana sind Abtreibungen bereits nicht mehr erlaubt – auch nicht bei Vergewaltigungen oder Fällen von Inzest. In mehreren Großstädten der USA protestierten am Freitag Tausende Menschen gegen das Urteil.
Nach der historischen Entscheidung des Obersten Gerichtshofs sind in etlichen US-Bundesstaaten bereits weitgehende Abtreibungsverbote in Kraft getreten. In Staaten wie Arkansas, Kentucky oder Louisiana sind Abtreibungen nun nicht mehr erlaubt – auch nicht bei Vergewaltigungen oder Fällen von Inzest. Ausnahmen gibt es in der Regel nur für medizinische Notfälle. Eine Reihe liberaler Staaten hat hingegen am Freitag angekündigt, das Recht auf Abtreibungen weiter schützen zu wollen. US-Präsident Joe Biden kündigte Maßnahmen an, um die Rechte der Frauen zu schützen. Er steht der Entscheidung aber relativ machtlos gegenüber.
In mehreren Großstädten der USA protestierten am Freitag Tausende Menschen spontan gegen das Urteil, darunter in der Hauptstadt Washington, in New York, Austin, Denver und Philadelphia. In New York demonstrierten allein im Washington Square Park in Manhattan mindestens 1000 Menschen für das Recht auf Abtreibung. Demonstranten hielten am Freitagabend (Ortszeit) Schilder mit Aufschriften wie „Mein Vergewaltiger hat mehr Rechte als ich“ in die Höhe und skandierten Slogans wie etwa „Abtreibung ist ein Menschenrecht“.
Prominente zeigen sich erschüttert
Zahlreiche Prominente haben erschüttert auf die historische Entscheidung des Obersten Gerichtshofs gegen das liberale Abtreibungsrecht in den USA reagiert. „Ich bin absolut geschockt, dass wir an dieser Stelle stehen“, schrieb Sängerin Taylor Swift bei Twitter. „Nach so vielen Jahrzehnten, in denen Menschen für das Recht von Frauen, über ihren Körper zu bestimmen, gekämpft haben, hat uns diese Entscheidung das wieder weggenommen.“
Hailey Bieber, Model und Ehefrau von Popstar Justin Bieber, kommentierte via Instagram: „Wow ... ich bin sprachlos. Was für ein furchtbarer Verlust und was für eine Enttäuschung. Das macht sehr, sehr viel Angst.“ Schauspielerin Viola Davis schrieb via Twitter, sie sei „am Boden zerstört“. „Jetzt müssen wir mehr denn je unsere Stimme und unsere Macht benutzen.“
„Es ist wahrhaft unvorstellbar und entmutigend, versuchen zu müssen, meiner elfjährigen Tochter zu erklären, warum wir in einer Welt leben, in der Frauenrechte vor unseren Augen zerfallen“, schrieb Sängerin Mariah Carey.
Suchanfragen im Internet könnten zu Ermittlungen führen
Technologie-Experten sprachen in Reaktion auf das Urteil davon, dass Ermittlungsbehörden künftig die Herausgabe von Daten verlangen könnten, die Hinweise auf einen Schwangerschaftsabbruch liefern könnten. Branchenvertreter sagten der Nachrichtenagentur Reuters, die jeweiligen Gesetze der Bundesstaaten könnten entsprechende Durchsuchungsbefehle erlauben.
„Es ist sehr wahrscheinlich, dass bei diesen Technologie-Konzernen Informationen über Sucheingaben und besuchte Websites angefordert werden“, sagte Cynthia Conti-Cook von der Ford Foundation. Die Cybersicherheit-Expertin Eva Galperin von der Bürgerrechtsgruppe Electronic Frontier Foundation verwies auf Twitter darauf, dass man im Gegensatz zu früheren Zeiten ohne ein landesweites Recht auf Abtreibung nun in „einer Zeit beispielloser digitaler Überwachung“ lebe.
Google lehnte eine Stellungnahme zu den Aussagen ab. Kommentare von Amazon und Meta lagen zunächst nicht vor.
Verbote lagen schon bereit
Der Supreme Court der USA hatte am Freitag mit einer wegweisenden Entscheidung das liberale Abtreibungsrecht des Landes gekippt. Der mehrheitlich konservativ besetzte Supreme Court machte damit den Weg für strengere Abtreibungsgesetze frei - bis hin zu kompletten Verboten.