Nach Treffen mit dem Papst : Südsudans Präsident begnadigt Häftlinge
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Papst Franziskus und der südsudanesische Präsident Kiir Bild: Imago
Kurz nach seinem Treffen mit Franziskus hat Präsident Salva Kiir Mayardit Dutzende Gefangene begnadete, darunter auch zum Tode verurteilte. Der Papst rief zum Eintreten für Grundrechte in Südsudan auf.
Südsudans Präsident Salva Kiir Mayardit hat nach seinem Treffen mit Papst Franziskus am Freitag 71 Häftlinge begnadigt. Bei 36 von ihnen handelte es sich laut örtlichen Medien um zum Tode verurteilte Insassen. Das Dekret, durch das sie freikommen sollen, wurde am Freitagabend im Staatssender SSBC verlesen. Unter den Begnadigten seien auch vier Frauen. Laut Amnesty International werden Todesurteile in Südsudan nach wie vor vollstreckt.
Einen Grund für seine Entscheidung nannte Kiir den Berichten zufolge nicht. Beobachter gingen aber davon aus, dass das Treffen mit Papst Franziskus wenige Stunden zuvor den Vorstoß motiviert haben könnte. Der Papst war am Freitag für einen dreitägigen Besuch in der Hauptstadt Juba gelandet. Er wird begleitet von Anglikaner-Primas Erzbischof Justin Welby von Canterbury und dem Moderator der presbyterianischen Kirche Schottlands, Iain Greenshields.
„Inmitten von Leid und Tränen“
Am Samstag rief Franziskus Bischöfe und Kirchenmitarbeiter in Südsudan zum Eintreten für Grundrechte in dem ostafrikanischen Land auf. Angesichts der Leiden durch Ungerechtigkeit und Gewalt könne die Kirche nicht neutral bleiben, sagte der Papst an seinem zweiten Besuchstag in der Hauptstadt Juba. „Wo eine Frau oder ein Mann in ihren Grundrechten verletzt werden, wird Christus verletzt“, so Franziskus wörtlich.
Als Fürsprecher des Gottesvolks müssten Bischöfe, Priester und Ordensleute ihre Stimme gegen Ungerechtigkeit und Machtmissbrauch erheben, „die die Menschen unterdrücken und sich der Gewalt bedienen, um im Schatten der Konflikte Geschäfte zu machen“, sagte Franziskus. Dies könne auch den Einsatz des eigenen Lebens erfordern. Es bedürfe „mutiger und großherziger Seelen, die für Afrika leiden und sterben können“.
Der Papst lud die Geistlichen in dem mehrheitlich christlichen jungen Staat ein, „inmitten von Leid und Tränen“ mit den Menschen mitzugehen. Es gelte an erster Stelle eine Kirche zu sein, die „im Namen Christi inmitten des vom Volk durchlittenen Lebens steht und sich die Hände für die Menschen schmutzig macht“. Den Amtsträgern schärfte er ein, untereinander und mit den Laien zusammenzuarbeiten.
Nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs 2013 waren es wiederholt Kirchenvertreter unterschiedlicher Konfessionen, die das millionenfache Flüchtlingselend und den Hunger in der Folge des Konflikts anprangerten und ein Ende der Gewalt verlangten. Präsident Salva Kiir Mayardit bat damals den anglikanischen Erzbischof Daniel Beng Bul und den emeritierten katholischen Bischof Paride Taban, ein nationales Versöhnungskomitee zu leiten. Später schlossen sich der Papst und der Primas der anglikanischen Kirche, Erzbischof Justin Welby, mit gemeinsamen Friedensinitiativen an, unter anderem mit einem Treffen der rivalisierenden südsudanesischen Führer 2019 im Vatikan.
Aktuell engagiert sich die in Rom angesiedelte katholische Gemeinschaft Sant'Egidio dafür, Nichtunterzeichner des Friedensabkommens von 2018 zu einem Beitritt zu bewegen. Präsident Salva Kiir erklärte am Freitag anlässlich des Papstbesuchs, die ausgesetzten Friedensgespräche mit bewaffneten Oppositionsgruppen fortführen zu wollen. Papst Franziskus wird bei seiner dreitägigen „ökumenischen Friedensmission“ von Erzbischof Welby und dem Moderator der presbyterianischen Kirche von Schottland, Iain Greenshields, begleitet.