Eine gewagte Konstruktion kommt an ihr Ende
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Protestieren gegen den Militärputsch: Demonstranten am Montag in der sudanesischen Hauptstadt Karthum Bild: Reuters
Vor dem Umsturz am Montag haben sich Militärs und Zivilisten die Macht in Sudan geteilt. Allen Beteuerungen des Armeeführers zum Trotz glauben die zivilen Kräfte nicht an den Willen zur Teilung der Macht.
Seit den dramatischen Tagen des Frühjahrs 2019, als die Sudanesen Omar al-Baschir von der Macht vertrieben, war ungewiss, ob die gewagte Konstruktion halten würde, die danach entstand: Gemeinsam wollten Militärs und Zivilisten das Land in eine demokratische Zukunft führen. Zuvor hatte die Armee den seit 1989 regierenden Präsidenten und Oberbefehlshaber al-Baschir widerstrebend fallen gelassen, unter dem Druck monatelanger Massenproteste, die von einer Allianz oppositioneller und zivilgesellschaftlicher Gruppen getragen wurden. Seit dem Putsch am Montag ist klar: Das Experiment ist gescheitert, die Geschichte des gebeutelten nordostafrikanischen Landes ist um einen Umsturz reicher. Es droht neues Blutvergießen, denn es ist unwahrscheinlich, dass die zivilen Kräfte die Machtübernahme akzeptieren werden.
Diese hatte am frühen Montagmorgen in der Hauptstadt Khartum begonnen. Soldaten umstellten die Residenz von Abdalla Hamdok. Der Ökonom stand an der Spitze der im Sommer 2019 eingesetzten Übergangsregierung. Nachdem der Ministerpräsident sich geweigert hatte, von sich aus die Übergabe der Macht zu verkünden, wurde er an einen unbekannten Ort gebracht. Auch die weiteren zivilen Mitglieder der Regierung wurden von Bewaffneten festgenommen. Währenddessen besetzten Soldaten den staatlichen Rundfunksender. In Khartum sperrte die Armee mehrere Hauptstraßen und Brücken über den Nil. Das Internet wurde laut Angaben des Informationsministeriums im ganzen Land abgeschaltet.
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