
Ihre Not ist dieselbe
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Migranten im Flüchtlingslager Moria Bild: AP
1989 waren Flüchtlinge Helden – 2019 sind sie es nicht mehr. Es nützt nichts, schöne Reden auf Früher zu verfassen, wenn jeder sehen kann, wie Flüchtlinge heute in Europa behandelt werden.
Am Montag jährte sich zum dreißigsten Mal der Tag, an dem der damalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher vom Balkon der bundesdeutschen Botschaft in Prag auf Tausende DDR-Bürger herunterschaute. Sie waren vor der SED-Diktatur geflüchtet, saßen seit Wochen auf dem überfüllten Gelände der Botschaft und warteten darauf, in die Bundesrepublik ausreisen zu dürfen. Genscher sagte ein paar Worte – Sekunden später brach Jubel los. Der heutige Außenminister Heiko Maas war am Montag nach Prag gereist und sprach vom „Schrei nach Freiheit“ und dem „Mut“ der DDR-Bürger, der als Vorbild dienen solle. Er sagte: „Wen das nicht berührt oder mitnimmt, der hat kein Herz.“
Auf der Insel Lesbos sitzen derweil mehr als 12.000 Migranten in einem sogenannten Hotspot, der für 3000 Menschen ausgelegt ist. Das Lager Moria umgibt eine hohe Mauer mit Stacheldraht, der Müll liegt auf der Straße, stundenlang gibt es kein frisches Wasser. Frauen werden missbraucht, Menschen bedroht und erpresst. Es gibt kaum Ärzte und Medikamente. Die Menschen können nachts bei Sturm nicht schlafen, weil sie fürchten, dass ihnen das Zelt davonfliegt. Kinder verletzen sich selbst, und Eltern verzweifeln, weil sie jahrelang auf ihre Verfahren warten.
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