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Migrantenboot vor den Kanaren : Siebzehn Leichen an Bord

Ein spanisches Seenotrettungsboot am 11. April im Hafen von La Restinga auf der Kanareninsel El Hierro Bild: dpa

Auf einem Migrantenboot im Antlantik sind 17 Tote gefunden worden. Menschenrechtler gehen davon aus, dass Hunderte Menschen auf ihrem Weg auf die Kanaren verschollen sein könnten.

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          Auf einem Migrantenboot südöstlich der Kanaren, etwa 500 Kilometer vor der Insel El Hierro, sind 17 Leichen gefunden worden. Per Hubschrauber konnte die spanische Seenotrettung drei Überlebende an Land bringen. Am Dienstag sollte ein Seenotkreuzer das Boot erreichen, das am Vortag von einem Suchflugzeug entdeckt worden war und weiter mit den Leichen an Bord auf dem Atlantik treibt.

          Hans-Christian Rößler
          Politischer Korrespondent für die Iberische Halbinsel und den Maghreb mit Sitz in Madrid.

          Die 17 Toten an Bord bedeuten laut spanischen Presseberichten das bisher größte dokumentierte Unglück auf einem Migrantenschiff. Im vergangenen August hatte die spanische Polizei südlich von Gran Canaria ein ähnliches Schiff mit 15 Leichen an Bord gefunden. Noch verlustreicher war möglicherweise ein Unglück im April, nach dem südlich von El Hierro vier Leichen geborgen worden waren. Einige der 19 Überlebenden sagten der Polizei, dass sich bei ihrem Aufbruch in Mauretanien 18 Tage zuvor bis zu 49 Personen an Bord befunden hätten. Das könnte bedeuten, dass die Zahl der Opfer bis zu 30 beträgt.

          Schwimmend nach Europa

          Nach Informationen der spanischen Nichtregierungsorganisation Caminando Fronteras gibt es zudem keine Nachrichten von fünf Booten mit insgesamt 283 Menschen an Bord, die im April von Mauretanien auf die Kanarischen Inseln aufgebrochen sind. Laut der Organisation kamen im vergangenen Jahr 1851 Menschen auf dem Weg auf die Kanaren ums Leben, gut 20.000 Migranten erreichten die Inseln.

          Nach den jüngsten Angaben des spanischen Innenministeriums landeten bis Mitte April in diesem Jahr 3980 Migranten auf den Kanaren, das waren 125 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Am Sonntag versuchten etwa hundert Menschen, aus Marokko in die spanische Enklave Ceuta zu schwimmen. Einige wenige schafften es aus eigener Kraft, einen Strand in Ceuta zu erreichen, die meisten mussten von spanischen Rettungsbooten gerettet werden, wie die Polizei berichtete.

          Die früher gute Zusammenarbeit mit Marokko erweist sich in letzter Zeit als schwierig. Das nordafrikanische Land hat seit einigen Wochen wegen der Pandemie alle Flugverbindungen nach Spanien eingestellt, so dass keine Rückführungen von Migranten von den Kanaren und dem Festland mehr möglich sind. Die EU ist bereit, Marokko im Kampf gegen die illegale Migration stärker zu unterstützen, wünscht sich aber mehr Kooperation bei der Rückführung von Migranten, mit deren Unterbringung die Kanaren kaum fertig werden. Die staatlichen Unterkünfte sind überfüllt.

          Das könnten jetzt mehrere Gerichtsurteile ändern, die klarstellten, das Migranten mit gültigen Ausweisen nicht an der Weiterreise auf das spanische Festland gehindert werden dürfen. Spanische Behörden hatten bisher die Weiterreise zu unterbinden versucht, um deutlich zu machen, dass auf den Inseln Endstation ist und der Weg nicht nach Europa, sondern nur zurück nach Afrika führt.

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