Zwischenwahlen in Amerika : Maricopa County hat fertig ausgezählt – zwei Wochen nach der Wahl
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Ein Mitarbeiter sammelt im November gezählte Wahlzettel im Auszählungszentrum in Phoenix ein. Bild: AP
Der Maricopa-County in Arizona ist seit der Präsidentenwahl 2020 international bekannt. Auch dieses Mal dauerte die Auszählung lange. Das liegt vor allem an mehr als einer Million Briefwahlstimmen.
Das Endresultat steht fest – das war die Nachricht, die das Maricopa County Elections Department in der Nacht zu Dienstag via Twitter verbreitete. Es war fast genau zwei Wochen nach den Midterm-Wahlen vom 8. November, und die Frage drängte sich auf: Warum dauert das bloß so lange?
Die Antwort ist kompliziert. Zum Teil liegt es an den Wahlregeln im amerikanischen Bundesstaat Arizona und an der Größe des Wahlbezirks Maricopa. Zum Teil hat es mit den Falschbehauptungen von Republikanern über angeblichen „Wahlbetrug“ zu tun.
Maricopa County, das den Großraum Phoenix umfasst, ist mit knapp viereinhalb Millionen Einwohnern der viertgrößte Bezirk nach Einwohnern und der nach Los Angeles County zweitgrößte Wahlbezirk der Vereinigten Staaten. Gut 2,4 Millionen Menschen sind hier wahlberechtigt.
Bei der Präsidentenwahl 2020 geriet der Bezirk in die Schlagzeilen, nachdem Joe Biden mit gut zehntausend Stimmen vor Donald Trump gewann und wütende Demonstranten, angefeuert von Trump selbst, Wahlbetrug witterten. Eine aufwendige Prüfung der Wahlergebnisse durch die Firma Cyber Ninjas, deren Besitzer Trump-freundliche Verschwörungstheorien verbreitet hatte, ergab, dass die Ergebnisse stimmten. Die Mär vom Wahlbetrug konnte dies indes nicht ersticken.
Arbeit in Achtzehnstundenschichten
Auch jetzt wurden bereits im Vorfeld der Kongresswahlen unter rechtskonservativen Kandidaten der Republikaner Betrugsvorwürfe laut. Während die Wahlleiter Bill Gates und Stephen Richer, beide Republikaner, mehrere Pressekonferenzen abhielten, um Desinformation zu kontern, und ihre Behörde den Auszählungsprozess detailliert in einem Twitter-Thread dokumentierte, machten ihre Trump-treuen Parteigenossen Stimmung gegen die Wahlleute und ihre Mitarbeiter.
Die Regelung des Wahlvorgangs obliegt in Amerika den Bundesstaaten. Arizonas Gesetzen zufolge haben Wähler vier Möglichkeiten, ihre Stimme abzugeben: per Briefwahl in der Post; vorab in einem der bereits vier Wochen vorher geöffneten Wahllokale; in insgesamt 18 öffentlichen Drop Boxes, also gesicherten Wahlkästen zum Stimmzetteleinwurf; oder am Wahltag in einem Wahllokal.
Laut dem im Internet veröffentlichten Ergebnis haben mehr als 1,3 Millionen Wähler die Möglichkeit der Briefwahl genutzt – das sind 84 Prozent aller abgegebenen Stimmen. Die schon eingegangenen Wahlzettel wurden vom 24. Oktober an ausgezählt. 290.000 Wähler haben ihre Briefwahlzettel jedoch erst am Wahltag in ihrem Wahllokal abgegeben und sie damit der Möglichkeit, sie vorab zu zählen, entzogen. Für die 2397 Wahlarbeiter in Maricopa County ließ sich diese Flut auch mit Vierzehn- bis Achtzehnstundenschichten nicht schneller bewältigen.
Republikaner befürchten Wahlbetrug
Die Auszählung dieser Stimmen unterliegt unterschiedlichen Mechanismen. Frühwähler, die per Briefwahl oder an öffentlichen Urnen abstimmen, geben ihre Stimmzettel in einem mit ihrer Unterschrift versehenen Umschlag ab. Diese Unterschrift wird per Abgleich mit den bei der Registrierung als Wähler – sie ist zur Teilnahme an der Briefwahl nötig – hinterlegten Wählerdaten zunächst manuell verifiziert. In manchen Bundesstaaten öffnen Maschinen die Umschläge und beschleunigen so die Verifikation – in Maricopa County geht man noch mit dem Brieföffner zur Sache. Einmal verifiziert, werden die Stimmen in versiegelten Behältern in die Wahlzentrale gebracht und dort unter Videomitschnitt und der Beobachtung von Mitgliedern aller Parteien gezählt.