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Absturz in der Ukraine : „Es waren die Jungs von der Straßensperre Tschernuchin“

  • Aktualisiert am

An der Absturzstelle Bild: AFP

Die Zeitung Kiew Post hat Gesprächsprotokolle veröffentlicht, die angeblich zwischen Separatisten und russischen Geheimdienstmitarbeitern geführt wurden. Demnach hätten Separatisten die Maschine MH-17 abgeschossen.

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          Der Inlandsgeheimdienst der Ukraine (SBU) hat der Zeitung Kiew Post Aufnahmen mehrerer Telefongespräche zur Verfügung gestellt, in denen sich angeblich Separatisten mit dem Abschuss eines Passagierflugzeugs brüsten. Das erste Gespräch mit einem russischen Geheimdienstoffizier namens Igor Bezler sei am Donnerstag um 16.40 Uhr Ortszeit, zwanzig Minuten nach dem Absturz, geführt worden. Der Mann, der einer der Militärführer der Separatisten sei und sich offenbar an der Absturzstelle befindet, habe mit einem Angehörigen des russischen Militärgeheimdienstes namens Vasili Geranin gesprochen. Beide hätten sich als „Major“ und „Greek“ angesprochen.

          In dem Transkript heißt es: „Es waren die Jungs von der Straßensperre Tschernuchin, die das Flugzeug abgeschossen haben, Major.“ Am anderen Ende der Leitung fragt jemand: „Ja und, Greek?“ Die Antwort: „Es war ein zu hundert Prozent ziviles Flugzeug.“ Es seien keine militärischen Gegenstände an der Absturzstelle zu sehen; nur zivile Dinge, medizinische Geräte, Stoffstücke, Toilettenpapier.

          In einem anderen Teil des Gesprächs heißt es dann zusammenfassend: „Was das abgeschossene Flugzeug angeht: Es war ein ziviles Flugzeug. Abgestürzt bei Grabove. Da sind viele Leichen von Frauen und Kindern. Die Kosaken sind dort und schauen alles an. Im Fernsehen heißt es, es ist ein AN-26-Transportflugzeug, aber sie sagen, dass ;Malaysia Airlines' drauf steht. Was macht es auf ukrainischem Territorium?“ Der Gesprächspartner antwortet: „Das bedeutet, dass sie Spione an Bord hatten. Sie sollten nicht f...ing fliegen. Da herrscht Krieg.“

          „Wir haben gerade eine An-26 abgeschossen“

          Ob diese Aufnahmen beweisen, dass ostukrainische Separatisten das Flugzeug abgeschossen haben, ist dennoch unklar. Im Propagandakrieg beschuldigen beide Seiten einander, für den Absturz verantwortlich zu sein. Der in Amsterdam gestartete Flug MH17 befand sich gerade über der Region um Donezk, als das Flugzeug vom Radar verschwand. Nur 17 Minuten später schrieb der Verteidigungsminister der von den Separatisten ausgerufenen „Republik Donezk“, Igor Strelkow, auf der russischen Internetplattform „VKontakte“: „Wir haben gerade eine An-26 abgeschossen“. Dies ist ein Transportflugzeug aus sowjetischer Produktion, das auch im Dienst der ukrainischen Luftwaffe steht.

          Neben dem Eintrag war Videomaterial zu sehen, das stark den Aufnahmen vom Absturzort der malaysischen Maschine ähnelte. Zudem schrieb Strelkow, das von den Separatisten abgeschossene Flugzeug sei nahe der Mine Progress niedergegangen, unweit der Absturzstelle von MH17. Strelkows Eintrag wurde kurze Zeit später wieder gelöscht. Die ukrainische Armee hatte ihn zu diesem Zeitpunkt aber schon aufgezeichnet und in einer englischsprachigen Übersetzung an die Presse weitergeleitet.

          Kiew hatte zuletzt mehrfach beklagt, dass die Separatisten ukrainische Militärflugzeuge abgeschossen hätten, darunter Mitte Juni auch eine Antonow-26. Am Montag hatte das ukrainische Militär dann Russland vorgeworfen, eine Transportmaschine vom Typ An-26 abgeschossen zu haben. Am Donnerstag meldete Kiew dagegen keinen derartigen Verlust.

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