Geschönte Zahlen? : Mexiko traut seiner Corona-Statistik nicht
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Trauer um einen Covid-Toten: Mitarbeiter eines Friedhofs am Rande der mexikanischen Hauptstadt bestatten einen Verstorbenen. Bild: Reuters
Der reichste Mensch Lateinamerikas liegt wegen Corona im Krankenhaus, auch der mexikanische Präsident wurde positiv getestet. Überhaupt ist die Lage in Mexiko wohl schlimmer, als es die offiziellen Zahlen vermuten lassen.
Nun hat es auch den mit Abstand reichsten Lateinamerikaner getroffen. Carlos Slim, ein Unternehmer aus der Telekommunikationsbranche, liegt nach einem positiven Corona-Test in einer Klinik. Ihm gehe es aber gut, ließ der 80 Jahre alte Mexikaner, dessen Vermögen vom Wirtschaftsmagazin „Forbes“ auf mehr als 58 Milliarden Dollar geschätzt wird, mitteilen. Erst am Sonntag hatte Andrés Manuel López Obrador, Mexikos Präsident, öffentlich gemacht, positiv getestet worden zu sein. Es hieß, der 67 Jahre alte Politiker habe nur leichte Symptome und führe seine Funktionen weiter aus. López Obrador hatte die Pandemie lange heruntergespielt. Mit einer Maske sah man ihn selten.

Korrespondent für Lateinamerika mit Sitz in São Paulo.
In einem Ranking von „Bloomberg“, in dem die Pandemiebekämpfung und die aktuelle Situation in mehr als fünfzig Ländern beurteilt werden, belegt Mexiko mit seinen etwa 120 Millionen Einwohnern den letzten Platz. Zwei Werte stechen hervor: In Mexiko sterben 7,5 Prozent aller erfassten Infizierten am Virus – weit mehr als in anderen Ländern. Und: Derzeit sind mehr als 40 Prozent aller Tests positiv, was auf eine weite Verbreitung hindeutet. Am Mittwoch verzeichnete Mexiko weitere 18.000 Neuansteckungen und 1623 Opfer. Nach offiziellen Zahlen sind seit Pandemiebeginn mehr als 153.000 Mexikaner am Virus gestorben.
Doch die Statistik wird angezweifelt. Anlass geben die Erhebungen des Nationalen Statistikinstituts. Dieses hat für die ersten acht Monate des vergangenen Jahres einen Anstieg von 184.000 Todesfällen im Vergleich zur Vorjahresperiode registriert. Von Januar bis August 2020 belief sich die Zahl der Corona-Opfer demnach auf 108.000, während die Regierung 64.000 angab. Die Differenz rührt daher, dass sich die Regierung in ihren Erhebungen lediglich auf die Daten von Krankenhäusern stützt, das Statistikinstitut hingegen die Totenscheine als Quelle verwendet. Selbst Regierungsvertreter sagen mittlerweile, dass die tatsächlichen Zahlen vermutlich weit über den offiziellen liegen. Fest steht aber: Das Coronavirus war 2020 die zweithäufigste Todesursache in Mexiko.