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Omikron in Großbritannien : Rasche, aber milde Maßnahmen

Müssen in Geschäften nun Maske tragen: Briten vor einem Bekleidungsgeschäft in London Bild: AP

London verschärft erstmals seit langem wieder die Corona-Auflagen. Einen Grund für harsche Maßnahmen sieht die britische Regierung in der Omikron-Virusvariante aber nicht.

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          Die britische Regierung hat mit einer „maßvollen“ Wiedereinführung von Alltagsbeschränkungen auf die Entdeckung der neuen Coronavirusvariante Omikron aus Südafrika reagiert. Premierminister Boris Johnson sprach am Samstag von dem Ziel, „Zeit zu kaufen“, bis Wissenschaftler mehr über die „besorgniserregende“ Virusvariante herausgefunden hätten. Bislang wurden zwei Omikron-Fälle im Königreich registriert. Die Briten müssen nun wieder Masken in öffentlichen Verkehrsmitteln und Geschäften tragen. Auch wurden die Reisebedingungen verschärft. Gesundheitsminister Sajid Javid versicherte am Sonntag in der BBC, dass die Lage „nicht annähernd“ weitere Maßnahmen erfordere.

          Jochen Buchsteiner
          Politischer Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin.

          Es ist die erste Verschärfung von Auflagen seit Langem. Seit März waren sie in Schritten abgebaut und im Juli überwiegend abgeschafft worden. Mit dem Paket bleibt die Regierung unter ihrem „Plan B“, mit dem sie auf eine Überforderung des Gesundheitssystems reagieren will. Dieser sähe auch eine Empfehlung zur Heimarbeit vor sowie mögliche Impfnachweispflichten. Javid begründete die für manche überraschend behutsame Verschärfung am Sonntag mit den Worten, dass eine Rückkehr zu Heimarbeit und Kontaktbeschränkungen „mit hohen wirtschaftlichen und sozialen Kosten einhergeht, aber auch . . . mit Auswirkungen auf die geistige Gesundheit“.

          Viele tragen freiwillig Mund-Nasen-Schutz

          Für viele Briten bedeutet die Maskenpflicht keine Umstellung, weil sie in den vergangenen Monaten freiwillig den Mund-Nasen-Schutz trugen. Eine Veränderung für doppelt und dreifach Geimpfte bedeutet hingegen die Pflicht zu zehntägiger Selbstisolation, sofern man in Kontakt mit der neuen Virusvariante geraten ist. Betroffen von den Neuregelungen sind auch voll geimpfte Reisende. Von Dienstag an müssen alle vor der Einreise wieder einen (teuren) PCR-Test für den zweiten Tag nach der Ankunft buchen und bis zu einem negativen Ergebnis in häuslicher Quarantäne bleiben. Außerdem stellte die Regierung Flugverbindungen in zehn afrikanische Länder ein. Rückkehrer aus diesen Ländern müssen für zehn Tage in ein Quarantänehotel.

          Die rasche, aber milde Reaktion spiegelt das politische Dilemma der Regierung wider. Der Modellierer Mike Tildesley, dessen Ergebnisse zu der Entscheidungsgrundlage für die Minister in London gehören, drückte das am Sonntag so aus: „Wenn sie keine Maßnahmen einführen und dann rauskommt, dass Omi­kron wirklich übel ist, haben sie zu spät reagiert. Wenn sie Maßnahmen einführen und es kommt raus, dass Omikron nicht gefährlicher ist als Delta, stehen sie unter Beschuss für die Einführung unnötiger Auflagen.“ Tildesley wagte aber die Prognose, dass das Weihnachtsfest besser werde als das vergangene. Vor einem Jahr war noch das Mischen zweier Haushalte verboten.

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