Zorn über den britischen Dolchstoß
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Sorgt sich nicht nur um Frankreichs Größe nach dem U-Boot-Streit mit Amerika und Großbritannien: Präsident Emmanuel Macron Bild: AFP
Macron dringt nach dem Pazifik-Pakt auf Europas Souveränität in der Verteidigung. Für den französischen Präsidenten enthüllt das Bündnis das außenpolitische Spaltpotenzial des Brexits.
„Spieglein, Spieglein an der Wand, sag mir, ob ich noch eine Großmacht bin“, hat die französische Zeitung „L’Opinion“ die Seelenlage Frankreichs zusammengefasst. Der neue Militär- und Technologiepakt für den Pazifik zwischen Amerika, Australien und Großbritannien rüttelt am Selbstverständnis der Nation, der Emmanuel Macron zu Beginn seiner Amtszeit „France is back“ versprochen hatte.
Aber gekränkte Eitelkeit ist nur ein nebensächlicher Aspekt der AUKUS-Affäre. Präsident Macron hat mit außenpolitischem Scharfblick erkannt, wie die EU im beginnenden asiatischen Zeitalter an den Rand gedrängt zu werden droht. Dieses Mal hat es Frankreich getroffen, das in Geheimverhandlungen ausgebootet und dem von Australien die Sicherheitspartnerschaft samt U-Boot-Verkauf aufgekündigt wurde. Macron macht sich keine Illusionen darüber, dass dieses Handlungsmuster gegenüber EU-Ländern Schule machen könnte. Schon beim amerikanischen Truppenabzug Mitte August aus Afghanistan wurde in Washington nur wenig Rücksicht auf die Verbündeten genommen. Ein Hauch von „America first“ hängt über der Amtszeit Joe Bidens, so lautet die ernüchterte Sicht in Paris.
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