https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/machtkampf-in-venezuela-ende-einer-revolution-nach-plan-16058221.html

Venezuela-Kommentar : Ende einer Revolution nach Plan

  • -Aktualisiert am

Oppositionelle Demonstranten geraten an der Grenze zwischen Kolumbien und Venezuela auf der Brücke „Francisco de Paula Santander“ aneinander. Bild: Reuters

Seit einem Monat ringen Nicolás Maduro und Juan Guaidó um die Macht in Venezuela. Doch trotz mächtiger Unterstützer im Ausland wächst bei Guaidó die Ratlosigkeit. War’s das mit der Revolution nach Plan?

          1 Min.

          Die venezolanische Opposition und die ausländischen Nothelfer wollen nicht aufgeben. Sie planen neue Anläufe, um doch noch Hilfsgüter in das vom Militär abgeriegelte Venezuela zu bringen. Doch unabhängig davon, wie die nächste Runde von Konfrontationen an der Grenze ausgeht, markiert der Samstag eine Zäsur im Konflikt zwischen Machthaber Nicolás Maduro und dem von maßgeblichen Staaten als Übergangspräsident anerkannten Juan Guaidó.

          Dessen „förmlicher“ Appell an die internationale Gemeinschaft, dass „wir alle Optionen offenhalten müssen, um die Befreiung unseres Vaterlands zu erreichen“, ist Ausdruck seiner Ratlosigkeit, wenn nicht Verzweiflung. Maduro wird ihm den Aufruf als Beweis dafür auslegen, dass seine Gegner das Land samt seinem Ölschatz auf dem Altar der „nordamerikanischen Imperialisten“ opfern wollten. Guaidós Treffen mit dem amerikanischen Vizepräsidenten Mike Pence an diesem Montag in Bogotá wird dem Diktator in Caracas einschlägiges Bildmaterial zu dieser Verleumdung liefern.

          Damit endet ein Monat, der für einen Aufstand gegen eine in zwei Jahrzehnten gefestigte Diktatur ungemein planvoll und geordnet verlief. Schon bevor er sich am 23. Januar vor Abertausenden Landsleuten zum Übergangspräsidenten ausrief, hatte sich der vorherige Studentenführer Guaidó der Unterstützung sowohl Washingtons als auch wichtiger Nachbarstaaten versichert. Trotz brutaler Repression konnte Guaidó Kundgebungen abhalten, Interviews geben und eine internationale Nothilfeaktion orchestrieren, die imposante Bilder von an der Grenze getürmten Hilfsgütern produzierte. Sogar ein Freiluftkonzert zur Motivation der Helfer stand auf dem Programm. Doch der Plan scheiterte: Nur ein paar Polizisten gingen Maduro von der Fahne, und nur einzelne Hilfspakete fanden den Weg ins Land. Maduro hat seine Truppen im Griff.

          Auch der amerikanische Außenminister Mike Pompeo hat zwar markige Tweets abgesetzt. Er nannte Maduro einen „kranken Tyrannen“ und kündigte „Maßnahmen“ gegen diejenigen an, die sich dem demokratischen Wandel versperrten. Doch wenig spricht dafür, dass es auch für das jetzt eingetretene Szenario bereits ein global abgestimmtes Drehbuch gibt. Es ist noch nicht einmal sicher, dass es Guaidó nach seinem Auftritt in Kolumbien überhaupt gelingt, nach Caracas zurückzukehren. War es das?

          Andreas Ross
          Verantwortlicher Redakteur für Nachrichten und Politik Online.

          Weitere Themen

          Topmeldungen

          Jane Fonda (links) applaudiert der Regisseurin Justine Triet, die die Goldene Palme in Cannes erhielt.

          Filmfestival Cannes : Justine Triet gewinnt die Goldene Palme

          Das Filmfestival in Cannes hat zum dritten Mal in seiner Geschichte eine Regisseurin mit der Goldenen Palme ausgezeichnet – Justine Triet erhielt den Hauptpreis der Jury für den Thriller „Anatomy of a Fall“.
          Russlands Präsident Putin mit Aserbaidschans Präsident Alijew (links) und Armeniens Ministerpräsident Paschinjan (rechts) am 25. Mai in Moskau

          Südkaukasuskonflikt : Armenien am Scheideweg

          Unter Druck ist Armenien zu Zugeständnissen gegenüber Aserbaidschan im Konflikt um Nagornyj Karabach bereit. Verhandelt wird an verschiedenen Schauplätzen und mit verschiedenen Vermittlern in Ost und West.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.