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Luke Letlow : Tod eines Politikers

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Bei der Veranstaltung im Weißen Haus, bei der Amy Coney Barrett im September als Nominierte Trumps für den Supreme Court vorgestellt wurde, infizierten sich mehrere Politiker mit dem Coronavirus. Bild: AP

Als erster gewählter Abgeordneter im amerikanischen Repräsentantenhaus ist Luke Letlow in dieser Woche an Covid-19 gestorben. Inzwischen hat die Impfung aller Politiker im Kapitol begonnen.

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          Luke Letlow hatte vieles mit anderen Amerikanern gemeinsam, die an Covid-19 sterben. Mit 41 Jahren war er nicht alt und er hatte auch keine bekannten Vorerkrankungen. Sein Tod am Dienstag löste Trauer und Betroffenheit unter den Politikern im Kapitol in Washington aus. Gerade hatte Letlow eine Nachwahl im fünften Kongressbezirk in Louisiana für sich entschieden und sollte in ein paar Tagen als Abgeordneter im Repräsentantenhaus vereidigt werden. Der Republikaner war der ranghöchste Politiker, der an Covid-19 starb. Senator Bill Cassidy aus Louisiana, der selbst das Coronavirus hatte, sagte, Letlows Tode erinnere „sehr sehr deutlich daran, dass das Virus tötet.“ Bislang starben mehr als 340.000 Menschen in den Vereinigten Staaten nach einer Infektion mit dem Coronavirus.

          Letlow war schon lange in der Politik seines Bundesstaates aktiv, Kollegen erinnerten an ihn als „aufsteigenden Stern“ in der Partei. Er arbeitete zunächst für den ehemaligen Gouverneur Bobby Jindal und später als Stabschef des Abgeordneten Ralph Abraham, der nicht wieder antrat und dessen Sitz Letlow gewann. Seine Wählerbasis hatte er im ländlichen Louisiana. Dort rief Letlow zur Einhaltung von Corona-Schutzmaßnahmen auf, setzte sich aber auch für die baldige Wiederöffnung der Wirtschaft ein. Er lobte Donald Trump für dessen Politik in der Corona-Krise und äußerte sich skeptisch über verpflichtendes Maskentragen. Die Politik habe ein Problem, wann immer sie Vorschriften erlasse, die sich nicht durch die Sicherheitsbehörden durchsetzen ließen, sagte er in einem Interview. Letlow rief aus dem Krankenhaus dazu auf, während der Pandemie Blut und Plasma zu spenden.

          50 Kongress-Politiker seit Pandemie-Beginn infiziert

          Im Kongress infizierten sich laut dem Radiosender NPR bislang insgesamt fünfzig Politikerinnen und Politiker, sowie 220 Angestellte mit dem Virus. Ein Abgeordnetenmitarbeiter aus Florida starb im Sommer daran. Nachdem Louie Gohmert, republikanischer Abgeordneter aus Texas, im Juli positiv getestet wurde, galten zumindest im Repräsentantenhaus strengere Regeln. Gohmert ist Gegner der Schutzmaßnahmen und hatte mehrfach ohne Maske an Sitzungen teilgenommen. Inzwischen können die Sicherheitskräfte im Kapitol Personen ohne Maske zum Verlassen des Gebäudes auffordern. Die Impfungen aller Mitglieder im Kongress haben ebenfalls begonnen.

          Der verstorbene Abgeordnete Letlow gehörte nicht zu jenen, die das Virus an sich herunterspielen. Etliche seiner Parteifreunde taten das seit dem Beginn der Pandemie. Trump, der sich im Spätsommer selbst infizierte und seine schnelle Genesung tagelang vor den Kameras inszenierte, feuerte Proteste gegen die Schutzmaßnahmen an. Er hielt Massenkundgebungen ab, bei denen sich viele Menschen nicht an die Schutzregeln hielten. Unter ihnen war auch der 74-jährige ehemalige Präsidentschaftsbewerber Herman Cain. Er war gegen das Maskentragen und zeigte sich am 20. Juni bei Trumps Wahlkampfveranstaltung in Tulsa ohne Mund-Nasenschutz. Am 30. Juli verstarb er an Covid-19.

          Auch im und vor dem Weißen Haus lud Trump zu Veranstaltungen, bei denen sich Republikaner ohne Schutzmasken drängelten – Hunderte Angestellte bewirteten und schützten sie. Die Feier zur Nominierung der Supreme-Court Richterin Amy Coney Barrett im September galt schnell als Superspreading-Event. Neben Trump und seiner Ehefrau Melania wurden Dutzende andere Teilnehmer später positiv getestet, darunter die Senatoren Mike Lee aus Utah und Thom Tillis aus North Carolina.

          Über schwere Verläufe bei den Politikern wurde nichts bekannt. Das Weiße Haus gab keine Informationen über das Wohlergehen von Mitarbeitern – und wie viele Menschen das Virus von der Jubelfeier weitertrugen, konnte auch niemand seriös ermitteln. Auch Trumps Wahlparty am 3. November war wohl für mehrere Infektionen verantwortlich. Ex-Kampagnenmanager Corey Lewandowski wurde danach positiv getestet, ebenso Trumps Anwalt Rudy Giuliani und Stabschef Mark Meadows. Über hundert Sicherheitsmitarbeiter des Secret Service sollen sich bislang im Job infiziert haben, berichteten amerikanische Medien.

          Trotz der Bemühungen des Weißen Hauses, keine Informationen über die Angestellten herauszugeben, wurde eine Geschichte bekannt: die von Sicherheitschef Crede Bailey. Bailey soll sich durch die mangelnden Vorsichtsmaßnahmen an der Pennsylvania Avenue angesteckt haben. Durch Komplikationen von Covid-19 verlor er den rechten Fuß und einen Teil seines Beins. Wie Millionen andere Amerikaner wandten sich Baileys Freunde über die Webseite „GoFundMe“ an die Öffentlichkeit, um Spenden für die hohen Krankheitskosten zu sammeln.

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