Die letzten aufrechten Reporter in Belarus
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Belarussen demonstrieren im August 2020 in Grodno. Bild: Imago
Unabhängige Berichterstattung ist dem Lukaschenko-Regime in Belarus ein Graus. Eine Gruppe junger Online-Journalisten lässt sich trotzdem nicht einschüchtern. Ein Besuch in Grodno.
Wer die letzten unabhängigen Journalisten in Belarus finden will, der muss ein bisschen suchen. Kein Name steht an dem flachen, weiß gestrichenen Altbau im belarussischen Grodno. Der Spielzeugverkäufer im Erdgeschoss weist den Weg durch den Innenhof in den ersten Stock. Dort passiert man eine erste Tür zu einem wüsten Ladenraum, in dem nur noch eine Kasse und wenige Gläser und Tassen stehen, dann eine zweite – und trifft auf einen überraschten Gastgeber, den es wundert, dass nicht abgeschlossen war. „Früher stand unsere Tür immer offen“, sagt Alexej Schota fast entschuldigend, „jetzt schließen wir zweimal ab.“
Schota ist Chefredakteur und Herausgeber von Hrodna.life. Das Newsportal ist nach dem belarussischen Namen der Stadt mit gut 350 000 Einwohnern benannt, Grodno ist die russische und polnische Form. Eigentlich wäre der 32 Jahre alte Journalist ein Vorzeigesohn seiner Stadt, die wenige Kilometer vor den Grenzen zu Litauen und Polen liegt. Mit Belarussisch, Polnisch und Russisch spricht Schota drei der Sprachen, die Grodnos wechselvolle Geschichte und Kultur spiegeln. Er sprudelt vor Ideen zu Themen. Auf einem Regal hinter dem Kickertisch stehen Auszeichnungen für das Medium und seine Mitarbeiter.
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