Wie der Kulturkampf um „Cancel Culture“ England aufwühlt
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Im Banne des Zeitgeists: Auch am altehrwürdigen Eton-College geht die Gender-Debatte nicht vorbei. Bild: Picture-Alliance
Ein Vortrag über Männer, Frauen und Gendertheorien kostet einen Lehrer am Eton College den Job. Der Fall sorgt landesweit für Gesprächsstoff – auch weil es nicht die erste Kontroverse dieser Art ist.
George Orwell, einer der wenigen von allen politischen Lagern Großbritanniens vereinnahmten Schriftsteller, war „relativ glücklich“ in Eton. Im Rückblick stellte er zwar in Frage, ob die Eliteschule in Berkshire „in dieser Form überleben“ werde, weil die auf den britischen Landadel zielende Erziehung zu einem Anachronismus geworden sei. Doch Orwell hob auch das Positive der teuren Privatschule hervor: „Ihr großer Wert ist die tolerante und kultivierte Atmosphäre, die jedem Jungen eine gute Chance gab, seine Individualität zu entwickeln.“
Um Toleranz und Individualität geht es im „Fall Knowland“, der die legendäre Bildungsanstalt nun in die Schlagzeilen gebracht hat. Will Knowland, seit neun Jahren Lehrer am Eton College, wurde vom Dienst suspendiert, weil er gegen das Gleichstellungsgesetz verstoßen haben soll. Wie genau – darüber kann sich jeder eine Meinung bilden, der Knowlands Vortrag über das „Patriarchatsparadox“ auf der Videoplattform „Youtube“ anklickt. Der Lehrer hatte den Vortrag online gestellt, nachdem die Schulleitung verboten hatte, ihn im Klassenraum vor den älteren Jahrgängen zu halten.
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