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Kulturkampf und Rassismus : Mein Amerika verschwindet

Die Statue des Generals J.E.B. Stuart beim Abtransport in Richmond Bild: EPA

Unser Washington-Korrespondent lernte Amerika als weltoffenes Land kennen. Doch es hat sich verändert. Wie auch die Art, miteinander zu sprechen. Ein Erfahrungsbericht.

          4 Min.

          Man ließ mich den Satz einfach nicht beenden. Im Sommer 1987 ging ich für ein Austauschjahr nach Amerika. Für den ersten Schultag an der „Irondequoit High School“ in Rochester im Bundesstaat New York hatte ich mir einen Satz zurechtgelegt. Ich vermutete, dass meine Mitschüler sich wundern würden, wenn ich mich mit meinem nahöstlichen Teint als der neue Exchange Student aus West Germany, wie es damals noch hieß, vorstellen würde. So nahm ich mir vor, gleich zu sagen, dass ich zwar aus Deutschland komme, meine Eltern aber aus dem Irak eingewandert seien.

          Majid Sattar
          Politischer Korrespondent für Nordamerika mit Sitz in Washington.

          Das Problem war nur: Ich kam nie dazu, den zweiten Teil des Satzes zu sagen. Nachdem mir das drei-, viermal passiert war, begriff ich, dass es für Amerikaner offenbar kein Widerspruch war, aus dem Land der Autobahnen und des Bieres zu kommen, aber schwarze Haare und dunkle Haut zu haben. Das ist es heute in Deutschland auch nicht mehr, zumindest meistens nicht. Damals aber war ich an die Frage gewohnt, was für ein Landsmann ich denn eigentlich sei. Der Schulbeginn war also für mich so etwas wie mein persönliches Amerika-du-hast-es-besser-Erlebnis.

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