Die Mär von der feigen afghanischen Armee
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Ein afghanischer Sicherheitsmann untersucht die Fahrzeuge an einem Checkpoint in Kandahar. Bild: EPA
Der amerikanische Präsident Joe Biden und ein früherer Bundeswehr-General werfen der afghanischen Armee vor, sie hätte nicht richtig gegen die Taliban gekämpft. So leicht ist es aber nicht.
Als die Kämpfer der Taliban in Afghanistan immer mehr Distrikte eroberten, dann die Städte besetzten und schließlich Kabul im Handstreich nahmen, bot die Afghanische Nationalarmee, kurz ANA, ein Bild des Jammers. Fast niemand kämpfte. Ganze Korps des Heeres legten die Waffen nieder, die Luftwaffe löste sich auf. Tausende Soldaten desertierten oder liefen über. Die siegreichen Taliban übernahmen gut gefüllte Waffenlager und den Fuhrpark einer offiziell auf 300.000 Mann bezifferten Armee. Ein Desaster. Wie konnte das geschehen?
Für den amerikanischen Präsidenten Joe Biden war die Sache klar: Die afghanische Armee sei „ohne den Versuch zu kämpfen“ kollabiert. Amerika habe die Sicherheitskräfte ausgerüstet und bezahlt, aber ihnen nicht „den Willen geben können, für ihre Zukunft zu kämpfen“. Klingt gut, ist aber bestenfalls die halbe Wahrheit. Denn tatsächlich haben die afghanische Armee und Polizeieinheiten gekämpft, zwanzig Jahre lang und unter enormem Blutzoll.
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